für seinen Lieblingssänger, seinen Haus- und Hoflyriker, kein Ohr. Und doch stand er am Fenster, um die arme Lerche, das genus irritabile vatum repräsentierend, schrie ihm in ihrem durch Empfindlichkeit gesteigerten Eifer beide Ohren so voll, daß er hätte taub werden sollen. Allein dieses war er bereits, nicht im buchstäblichen Sinn des Wortes, sondern im uneigentlichen. Er gab sich näm lich, gleichfalls in großem Eifer, einer Be schäftigung hin, die ihn ganz Auge sein ließ, so daß er vor lauter Sehen gar
, die verstecktesten Taleinschnitte, die abgelegensten Felsenzacken und die ver- Die Kathedrale in Ehur. borgensten Ruinen sehr deutlich vor das Auge treten. Um das Bild, das wir dem Leser aufge rollt haben, flüchtig zu ergänzen, fügen wir nur noch bei, daß das Gebirgsdörfchen, des sen Pfarrer wir mit dem Tubus in den Händen am Fenster erblickten, ebenso reich an landschaftlichen Schönheiten, als arm an den materiellen Erfordernissen des.Lebens ist. Beide Ausstattungen ergeben sich jedoch nach ihren verschiedenen
Seiten hin aus der be reits angedeuteten Lage dieses ländlichen Hochsitzes von selbst, daher wir auf ihre umständlichere Ausmalung verzichten zu kön nen glauben. Doch wird der wasserkarge Ziehbrunnen unter dem Fenster festzuhalten sein, nebst dem bäuerlichen Liebespaare, das, im Schöpfen begriffen, unter höhnisch ver neinendem Wortwechsel eine rauhe Werbung und ein noch abstoßender eingekleidetes Ja verhandelt. Zwar bedürfen wir des Brun nens in der Folge nicht weiter, und „Bub" und „Mädle" find
teilnehmend sah, ob es noch nicht eingefallen sei, trat eine Erscheinung in sein Sehfeld, die ihn beinahe erschreckt hätte, bald aber mit einer fast närrischen Freude erfüllte. Er hatte bei seinen bisherigen Beobach tungen ein kleines Haus übersehen, dessen Oberteil in einiger Entfernung von dem weh- müttg geneigten Türmchen über eine von Bäumen halb versteckte Mauer hervorragte. Erst heute machte er dessen Entdeckung. Aber eine noch größere war ihm Vorbehalten: er entdeckte nämlich am Fenster