seiil den Juli ls'MXVII I p e n l e I t u n n' sene s Unferlfalìttttgsblatt Die ^lnruiie cles ^erZens Erzählung von Heinz Klockenbusch. An der kühlen blanken Scheide, aus der in goldenen Buchstaden „'Adrian Dolder sam'' sieht, flutet geschäftig und rastlos das Leden vorüber. Kauiu einer der Bor übergehenden wirfl einen Blick iil das Fenster, denn es ist nichts darin zu sehen, als ein alter Mann in einem weißen Kit tel, der durch eine schwarze Lupe in das Räderwert beschädigter Taschenuhren
nicht zu. Er fragt nur, wie sie heiße, und mit der Uhr, sagt er, dürse sie jetzt nicht mehr spielen ... In dieser Nacht geht Adrian Dolder sam sehr lange in seinem Zimmer auf und ab. Zuerst ist alles so einfach, als brauche man gar nicht darüber nachzu denken. Aber je länger er am Fenster steht und in das Duntel blicki, Surch das ferne ^lnndcnschlägc gehen, um so mehr Fragen stehen vor ihm auf. auf die er keine Antwort weiß. Ob zum Beispiel ein Arzt sich irren kann, wenn er das Herz eines alten Mannes untersucht
überslüssiges Stückchen Brot, leine unvorhergesehene Prise Salz. Alles mußt, immer genau das gleiche sein, ini Rahmen des jedesmal ein hal bes Jahr in Gültigkeit bleibenden Me nüs. Als der Kellner die Suppe brachte, erinnerte der Gast: „Von morgen an esse ich drüben am Fenster.' „Ich weiß, Herr Prosessor. Morgen ist der Erste', aniworteie der Kellner. Drei Monate lang hält der Prosessor seine Mahlzeit in der Ecke neben der Te lephonzelle, wo sogar bei Tag elektrisches Licht brannte, die nächsten drei Monate
aii dem hellen, aus eine belebte Strasze hinausgehendeu Fenster. In den dreißig Jahren, die er Mittagsgast dieses Reslau- ranis gewesen ist, hat der Prosessor sech zig verschiedene Menüs gegessen, die er iich aus den verschiedensten Gerichten in bunter, osi phantastischer Auswahl zu sammengestellt hat. Jedes Menü war ge nau so osi i» der dunklen Ecke vermehrt worden wie aus dem hellen Fensterpiatz. Der Wirt hatte es langst heraus, daß sein Gast weniger des Miiìagessens wegen er schien als uiii
haben Sie bemerkt, daß ich immer drei Monate lang hier in der dunklen Ecke esse und dann drei Mo nate dort am Fenster?' „Allerdings, das habe ich bemerkt.' „Also hören Sie: Nach dreißigjährigen, mit peinlicher Sorgfalt ausgeführten Be- obachttingen habe ich festgestellt, daß ich, wenn ich am Fenster esse — und zwar bei gleichem Menü wie hier in der Ecke, bitte zu beachten —, daß ich dann unfehl bar an Körpergewicht zunehme.' „Aha!' „Was beweist das? Das beweist, daß neben Licht- und Wärmestrahlen, neben