Letzte Alpenrosen.- (Gesammelte Werke ; Bd. 6. Bd. 7)
sich und Zilla zerrissen, noch nicht Ruhe gewonnen. Es brachen traurige Tage für ihn an, Liebe und Haß wogten in seiner Brust, immer und immer wieder tauchte das Bild des Mädchens vor dem dunkeln Hinter grunde streitender Gefühle auf; hätte sie ihm heute die Hand geboten, er würde, alles vergessend, der glücklichste Mensch geworden sein. Wenn er aber wieder des Nachts zur Mühle schlich, durch das Fenster guckte und das verlobte Paar nebeneinander auf der Bank sah, überwog der Groll und er hätte
beide zerschmettern mögen. Einmal konnte er nicht schlafen, er zog die Kleider an und verließ das Haus. Ehe er daran dachte, stand er vor der Mühle; dort im Schatten des Vordaches war Zillas Kammer, er trat näher — eine Leiter lehnte am Fenster. Hieronymus knirschte vor Wut, indem er an den Pradler dachte, denn wer anders sollte wagen zu fensterln? Er horchte durch die Nacht, es schien ihm, als höre er Gelispel. Jetzt kannst du dich rächen! flüsterte es in sein Ohr, zünd' ihnen das Nest
über dem Kopf an! — Er griff in die Tasche, hatte jedoch kein Feuerzeug bei sich. Da kam ihm ein anderer Gedanke, er hob Steine auf und warf sie in das Fenster der Kammer, wo der Müller schlief. Prasselnd sprangen die Scheiben. Als der Pradler, vom Lärm erschreckt, um zu fliehen, den Fuß auf die Sprossen der Leiter setzte, rückte sie Hiero- Nymus weg, so daß er herunterpurzelte. Dann sprang er auf den Hügel nebenan und weidete sich eine Zeit lang an der Verwirrung und dem Geschrei, das im Hause losging