359 „Darf ich Ihnen meinen Schirm anbieten, gnädiges Fräulein?' Sie nahm es mit holdem Lächeln an. Dagobert hätte sein ganzes Jahreseinkommen — es war ohne hin nicht groß — darum gegeben, einige Stunden an der Seite der schönen Maid promenieren zu dürfen, aber der Spaziergang dauerte leider nur wenige Minuten. „Hier wohne ich,' sagte sie, vor einem eleganten Hause stehen bleibend, „aber was sehe ich, man hat das Fenster meines Zim mers ossen gelassen, da wird es schön hineingeregnet
haben. JÄ muß schnell hinauf, — nehmen Sie meinen besten Dank, — adieu!' Im ganzen Hause war nur ein Fenster geöffnet. Jetzt also wußte er genau, welches ihr Zimmer war. Er blieb stehen. Richtig, da erschien sie am Fenster, errötete, als sie ihn erblickte, nickte hinunter und — schloß das Fenster. Dann verschwand sie. Dagobert wurde es nun nicht schwer, zu erfahren, daß seine hübsche Begleiterin Erna hieß und die einzige Tochter des Lega tionssekretärs Halter war. Dagobert rechnete schnell
an sich macht glücklich, und wer hindert mich daran, zu lie ben? Wahre Liebe ist sich selbst genug und bedarf nicht einmal der Gegenliebe.' Damit glaubte er sich zu entschuldigen, wenn er nach Anbruch der Dunkelheit auf die Straße eilte, sich an einen Laternenpfahl lehnte und zu Ernas Fenster emporstarrte, welches durch ein blen dend Weißes Rouleau verschlossen, d. h. seinen Blicken verschlossen war. Doch — o welche Seligkeit! Hin und wieder zeichnete sich die elfenhafte Figur der Geliebten im Schattenriß
. Die Halter'sche Wohnung ist an eine Dame vermietet, welche eine Pension für alte Fräulein halt.' „Ich werde sie also nie mehr sehen, niemals Ernas Stimme mehr hören!' konnte sich Dagobert nicht enthalten, zu seufzen. „Warum nicht? Reisen Sie doch nach Konstantinopel!' sagte der Portier kaltblütig und schlug sein Fenster zu. Dagobert aber ging davon, um eine Mark ärmer, um eine Er fahrung reicher. M. H— d. Iraner Himmel, trübe Hage. -rauer Himmel, trübe Tage, ! Keine Lust und keine Plage! — i Weder Sturm