Letzte Alpenrosen.- (Gesammelte Werke ; Bd. 6. Bd. 7)
wir wohl noch einen Sprung machen und uns mit dem Alten fur morgen verabreden.' «Der schläft schon,' erwiderte der Wirt, „denn er will in aller Früh' nach der ersten Messe auftreiben.' „Um so mehr muß ich mit ihm reden!' sagte ich. „Welches ist sein Fenster? Er wird zu wecken sein.' «Dort rechts; wo der Scheiterhaufen steht, schläft Hedwig/' bemerkte der Wirt pfiffig schmunzelnd, „wahrscheinlich wollt Ihr bei der fensterln?' „Was fällt Euch ein!' rief Erich. „Nu, man weiß nicht! Ihr kennt
das Mädel gewiß, es ist kein schöneres in ganz Thiersee. Wenn sie von der Stadt redet, bringt sie das Maul nimmer zusammen, habt Ihr sie im Museum herumgeführt?' „Nein nein,' antwortete ich lachend. „Übrigens müssen wir gehen, wenn wir unsern Zweck noch er reichen wollen.' Erich folgte mir. Bald hatten wir die Höhe er stiegen und schlichen vorsichtig um das Haus, ob etwa noch Jemand wache. Der Wirt hatte uns das Fenster genau bezeichnet, etliche Blumentöpfe, die zierlich ge ordnet auf eivem Brette
standen, bestätigten seine An gabe. Erich schnalzte mit der Zunge, denn durch dieses Zeichen weckt der Bursch sein Mädchen. Dann kletterte er auf dem Scheiterhaufen empor, klopfte leise ans Fenster und rief: „Hedwig, Hedwig, ich bin's!' Rasch flog ein Flügel auf. „Sei wer du willst,' lautete die Antwort, „pack' dich, hier hat niemand etwas zu suchen.' Erich wollte erwidern, da traf ihn ein so gewaltiger Wasserguß ins Gesicht, daß er das OesimS losließ, den Scheiterhaufen zum Wanken brachte