zur Ruhe legen würde, sah er den Fürsten durch den Wald streifen. Der hohe Herr liebte^ es, bisweilen allein auf die Jagd zu gehen; und wenn er bei solchen Gelegenheiten einen seiner Be amten traf, ließ er sich gern in ein Gespräch mit ihm ein. Der Fürst kannte fast alle seine Beamten, hatte ein offenes Ohr für sie, und eine besondere Freude war es ihm, wenn er einem Unterdrückten helfen konnte. Schröder trat zu seinem Herrn heran, um sich zu melden. „Ei sieh da, Schröder', sagte der Fürst; „es ist gut
, daß ich Sie treffe. Ich hörte, daß ein kapitaler Vierzehnender in Ihrem Revier steht, möchte den Kerl einmal sehen.' 5 „Durchlaucht', antwortete Schröder, „der Hirsch steht drüben auf der Winterseite. Wenn Durchlaucht befehlen, werde ich Sie hinführen.' - „Soll mich freuen, Schröder,' erwiederte der Fürst; „also gehen wir. Und unterwegs können wir plaudern, dann geht's sich leichter. Wie lange stehen Sie eigentlich schon in meinem Dienst?' j „Durchlaucht', sagte Schröder, „das sind nun schon 33 Jahre
. Ich bin jetzt 55, und 20 Jahre zählte ich, als ich m Euer Durch laucht Dienst trat.' „So so, 35 Jahre', erwiederte der Fürst; „eine lange Zeit. Aber Sie sind, wie ich sehe, noch recht rüstig; werden es Hoffent lich auf 50 Dienstjahre bringen.' ^ ^ Schröder seufzte. „Ach, Durchlaucht', sagte er, „was täte ich wohl lieber, als in Euer Durchlaucht Dienst bleiben, so lange der liebe Gott mir die Kraft dazu gibt; aber —' „Nun was denn aber?', rief der Fürst. „Ist vielleicht et was vorgefallen, das Ihnen den Dienst verleidet
? Heraus mit der Sprache!' u ^ Nun konnte Schröder nicht anders; er mußte seines Unter redung mit dem Forstmeister erzählen. Der Fürst lächelte vor sich hin; als aber Schröder geendet und nun hinzufügte: „Wenn ich Durchlaucht um eine Gnade bitten dürfte, so ist es die, lassen Sie mich auf meinem Posten!' — da legte ihm der Fürst, die Hand auf die Schulter und sagte: „Ohne Sorge, Schröder; das Pensionieren ist meine SaHe, und mit Ihnen ist's noch lange Zeit bis dahin.' In kurzer Zeit
waren sie an der Stelle, wo der? Hirsch stehen sollte, und Schröder konnte seinem Herrn das herrliche Tier zeigen. Dann trennten sie sich; der Fürst setzte'seinen einsamen Weg fort, Schröder begab sich zu seinen Wäldarbei tern. Eine Zentnerlast war ihm vom Herzen genommen. -- Einige Tage später wurde die kleine Residenz durch die Nachricht überrascht, daß sich Fräulein Emmy Rohrlach Mt dem Forstreferendar Franz Schilling verlobt habe. Ms dem Fürsten diese wichtige Neuigkeit zu Ohren kam, fing er. an zu verstehen