Reichskanzlers bald zum Opfer gefallen wäre, nähere Einzelnheiten in die Oeffentlichkeit. Der Thatbestand war folgender: Am 13. Juli, um V,Z Uhr präzise, fuhr Fürst BiSmarck in einer kgl. baierischen Hofequipage aus dem Hofe seiner Woh nung, um sich zum Bade nach der Saline zu be geben. Im Moment, in welchem sein Wagen um das HauS herum gebogen War, und er gerade die Hand zum Gruß für die seine Wohnung belagern- den Kurgäste hochgehoben hatte, feuerte Kullmann mit einer Pistole einen Schuß auf den Fürsten
Lederer zu Hilfe eilten, wurde er mit zerbissenem Danmen und halb erwürgt ans den Händen des Mörders befreit und dieser selbst per Volksjustiz uach dem Gefängniß geführt, resp, gestoßen, «sofort wurde noch ein verdächtiges Individuum, welches per Bahn um 2 Uhr, auf Fürst BiSmarck schimpfend, abreisen wollte, gefaßt. Den Priester, welcher bei der Affaire vor die Pferde sprang, hat man seitdem gleichfalls verhaf tet. (?) Derselbe soll dem Bruder des Sängers Lederer, als er den Mörder festhielt
zur Zeit noch nicht vorzuliegen. Er wurde sofort nach Kis fingen eSkortirt. WaS die Verwundung deS Reichskanzlers betrifft, so hatte die Kugel an der Verbindungsstelle von Daumballen und Handfläche leicht gestreift, war also glücklicher Weise zwischen Kopf und Brust einerseits, und Ellenbogen und Hand andererseits durchgegan gen. Der Fürst stieg aus dem Wagen und trat i unter den Ovationen des Publikums ins HauS ! zurück. Als er in Hemdärmeln am Fenster sichtbar wurde, ertönten brausende Hurrah'S
! der ans den Hotels rechts und links des fürstlichen Wohnhauses herbeigeeilten Gäste. Der Fürst öffnete das Fettster, hob den verwundeten Arm in die Höhe und sagte nach eingetretener Ruhe volltönend: „Es ist nicht viel geworden!' Etwa eine Stunde später suhr er in Begleitung des königlichen Badekommissärö, Gra fen Pappenheim, im offenen Wagen durch die Stra ßen, auf denen die ihn mit Tüchern und lebhaften Zurufen begrüßende Menge hin« und herwogte, und fuhr nach dem Landesgerichte, Wohin der Attentäter
gebracht worden war. Der Fürst war tief ergriffen und sagte: „Stuck, hier, wo ich Heilung zu finden hoffte, bin ich solchen Angriffen ausgesetzt.' Zu Beginn des Verhörs, welches eine Stuude nach dem Attentate am Bezirksgerichte stattfand, äußerte der Fürst in seiner ruhigen, leidenschafts losen Weise gegen Kullmann: „Das ist nicht schön, wenn Landsleute auf einander schießen.' Als Motiv gab Kullmann an, er habe das Attentat wegen der Kirchengesetze gemacht. Er wird nach Neustadt ab geführt unv