, die wie aus Stein gemeißelt waren, blieb der kreide bleiche Schrecken, und es wurde in der Stube so still, daß man hätte eine Fliege husten hören. Als aber die Bauern wieder zu sprechen anhoben, sagte der Gemeinde schreiber: „Es ist wohl nur der Lotterkunz, aber man sollte einmal in der Gemeindeversammlung darüber reden, ob der Tafelberg wirklich eine Gefahr sür das Dorf ist. Das Gerücht munkelt sich doch nun einmal weit und breit herum.' Der Dettermann versetzte mit einem frommen Augenausschlag und Seufzer
haben, das den Bürgern keinen gemeinsamen Nutzen mehr ab wirft, in das man aber immer wieder dickfläntmige Kölzer stellen und sperren muß, damit der Berg nur nicht aufs Dorf fällt.“ — Die Bauern redeten endlos; neben Duglörli fitzend war ich ganz Auge und Ohr für ihr Gespräch. Da be achtete aber der Vater, daß ich noch da war; barsch ver setzte er: „Was braucht ein Bube länger, als nötig ist, im Wirtshaus zu bleiben und den Erwachsenen in den Mund zu spähen.' Ich lief eilends aus der „Gemse' auf den abendhellen
Dorsweg, mit mir Duglörli. „Mein Golk, wie fürchte ich mich,' flüsterte das Mädchen und seufzte so komisch wie eine Erwachsene. Ohne Abschied rannte es zu seiner Mutter. Ich aber hing dem Gehörten nach. Ich wußte jetzt, warum mich der Vater nicht wollte Griffel- und Tafel händler werden lassen, warum er mich zum Bauern be stimmt hatte, und daß er ein gescheiter Mann war; aber das trat zurück vor dem ungeheueren Gedanken, daß das Schieferwerk, der Tafelberg, eine beständige Gefahr für das Dorf Selmatt
des Selmatter Tals bedeckten. Verkrüppelte, einseilig ausgeladene Tannen und Föhren klebten an den zerrissenen Felsen, in der halben Kühe des Feuersteins aber brach der Tafelberg flach ab. Braune Kütten und Kürden schauten von seinem Rand wie von einem hohen Altan lieb und freundlich ins Tal und schimmerten am Morgen schon lange in Sonnenglanz, wenn das Dorf noch in kühlem, blauem Schatten lag. Das war die Alpe Boden, die schönste der Gemeinde Selmatt, eine lange, fast ebene Zinne, aus der sich sommers