Quellen zur Geschichte des Kaisers Maximilian II.
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Autore:
Koch, Matthias / in Archiven gesammelt und erl. von M. Koch
Luogo:
Leipzig
Editore:
Voigt und Günther
Descrizione fisica:
getr. Zählung
Lingua:
Deutsch
Commenti:
Bd. 1 und 2 geb. in 1 Bd.
Soggetto:
p.Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.> ; f.Quelle
Segnatura:
II 75.242
ID interno:
265182
Bei den Verhandlungen des Reichstages von Speier ist die Wahrnehmung erquickend, dass wenigstens ein Mann, der Kaiser, die Interessen der Nation aufrichtig und mit Nachdruck vertrat. Welchen Aufschwung hätte die Machtstellung Deutschlands genommen, wenn seine Anträge, einen obersten Heerführer mit einem Stellvertreter, und einen Admiral der deutschen Seegebiete zu ernennen, Arsenale und Kreis- kriegskassen zu errichten, und zur Gränzhnt Deutschlands im Osten einen Ritterorden zu stiften
, Anklang .und Verwirklichung gefunden hätten? Die im 19. Jahrhundert erschaffene deutsche Flotte wäre uns vermuthlicb um zwei Jahrhunderte früher zu Theil geworden, denn einen Titular-Admiral hat Maximilian gewiss nicht im Sinne gehabt, wohl aber hegte er den grossartigen Plan, den Ostseeländern mittelst der deutschen Seemacht Schutz zu verschaffen und den Gebiets Verlusten eine feste Schranke zu setzen. Die Wehrverfassung Deutschlands wäre bei Aus führung dieser Entwürfe dreimal stärker geworden
, als sie bis dahin war, und die Stellung des deutschen Reiches zu den übrigen europäischen Mächten hätte sich von der halbgelähmten passiven, in eine imponirend eingreifende verwandelt. Die Schelsucht hat ausgeklügelt, die Habs burger auf dem deutschen Kaiserthrone hätten keine Fähigkeit zu gross- artigen Conceptionen bewiesen und für Deutschlands Machtentfaltung nichts gethan. Davon bietet der Speiersche Reichstag, und nicht bloss er, einen schlagenden Gegenbeweis. Weil man aber noch in jüngster Zeit
selbst keine Scheu trug zu behaupten, alle Deutschland getroffenen Länderverluste seien von ihnen verschuldèt, eine Behauptung, die im Grunde genommen zu absurd ist, um eine Widerlegung zu verdienen, so ist es jedenfalls hier am Platze, die deutschen Fürsten als die wah ren Schuldträger zu bezeichnen. Wie die Verhandlungen des Reichs tages darthun, waren sie es, welche der Zurückbringung Preussens und der Schutzleistung der bedrängten Ostseeländer mit Waffengewalt, des einzigen wirksamen Auskunftsmittels