Seite 4. Folge 14. Innsbruck, 15. Juli 1930. „Der Südtiroler' Der sreie Rhein. Kelten, -ie zersprangen Kellen, die noch schrieben Consumatum est! — Lächelnd grüßt der stolze Strom seine lieblichen Ufer, durch die Wogen geht ein leises Raunen und Rauschen, an den Uferni und von den weinbedeckten Hängen- klingt es freudig und jubelnd zurück, über der ganzen weiten Landschaft des Rheines schwillt es empor zu einem gewaltigen Sturm, aus diesem brausenden Orkan das Jubellied durch Me deutschen Gaue
schallt: „Nicht mehr Deutschlands Grenze, sondern wiederum Deutschlands Strom!' Und iu den Städten und Mecken die der sagenhafte Rhein umspült, haben tau- sende und abertausende von deutschen Menschen das große Fest gefeiert, das in den ersten Tagen des Juli die Stunde ihrer endlichen Befreiung besiegelt. In allen deutschen Gauen haben hunderttausende von Herzen einen Augenblick innegehalten, und abermals hundert tausende von Ohren gespannt aus das Zeichen gelauscht, das den Glockentürmen längs
des Rheins den Auftakt zum jubeln den Geläute gab, mit dem sie den Geburtstag der neuen Frei heit des Nibelungenstromes ihren deutschen Brüdern in Nord und Süd, in Ost sind West, weit über die Meere «hinaus, verkündeten. Auch in die ewigen Berge des Landes Tirol sind diese Klange herübergedrungen und an unseren Felswänden und an schneebedeckten Firnen hat sich das Echo des Freiheitsgeläutjes gebrochen und hundertfachen Widerhall gefunden in den Herzen jenes Volkes, an dessen Wiege einst das Wort
„Freiheit' gestanden hat. Und tausende von Tirolern haben am 1. Juli ihre Hände zum Himmel gestreckt und mit eingestimmt in den heiligen Schwur, den Brüdern am Rhein die Treue zu halten, — nicht jene Treue von Worten, sondern jene Treue, die sich alle deut schen Stämme geschworen haben, die unter feindlicher Hand, unter feindlichem Schwert und unter feindlicher Geißel um ihres Deutschtums willen zu Bekennern der deutschen Sache ge worden sind. Groß war die Freude der Tiroler über die Be freiung
wiedergegeben hast!' Auch unser Tag wird einst kommen. Und mit diesem Tage wird ein neuer Geist in die deutschen Gaue einziehen, — der Geist jener Deutschen, die die Peitsche des Siegers von gestern in ihrem Nacken gespürt haben, und die mit ver ständnislosem Kopfschütteln heute in jenes Chaos blicken, welches sich deutsches Volk nennt. Diese deutschen Stämme allein werden berufen /ein, das Geschick des Reiches in ihre Hände zu nehmen: denn ihnen gebührt der Vortritt vor allen anderen deutschen Völkern