, den Deutschen einen Erzfehler vor Augen zu halten, »er geeignet ist, sie dem berechtigten Spotte anderer Völker auszusetzen. Wir meinen die lächerliche und schier unausrottbare Fremdwörtersucht. Jenes Handwerk gilt als reinlich, das sich eines reinen Werkzeuges bedient; für die Reinheit des vornehmsten Werkzeuges, weil es dem Ausdruck der Gedanken dient, für die Reinheit der Sprache, scheint dem Deutschen der Sinn verloren gegangen zu sein. Wir wissen ja, was alles zur Erklärung, zur Entschuldigung
oder versuchsweisen Beschönigung der Fremdwörter der Deutschen angeführt wird. Wir wissen auch wohl zu unterscheiden, wo das Fremd wort unvermeidlich, wo es zulässig ist; wir wissen aber auch, «o der Gebrauch des Fremdwortes unnötig, lächerlich und abgeschmackt ist. Da nun die Deutschen weit über das Maß des Notwendigen oder Zulässigen hinaus sich der Fremd wörter bedienen, verraten sie damit, daß iie den Hang zur läppischen Nachäfferei und Fremdsucht — ein altes Uebel — noch immer nicht überwunden
, daß sie sich zu einem eigenständigen Gedankenaus druck noch immer nicht durchgerungen haben. Und dies trotz des Reichtums und der Bildungsfähigkeit der deutschen Sprache, die „an mannigfaltiger Ur- anlage zu immer neuer und doch deutscher Wendung reich' ist, wie Klopstock sagt, wofür ihn die braven Deutschen so rasch vergessen haben. Was müssen andere Völker von dem deutschen Volke halten, das bei seinem überlegenen Reichtum an Wörtern nicht viel weniger als 70 000 Fremd wörter gebraucht! Wie unklar, wie verschroben
statt Unterschlagung). Die eigentliche Quelle des Uebels, der letzte Grund der Fremdwörterseuche ist die liebe Eitelkeit. Man will bestechen, will beim Zuhörer oder Leser den Eindruck eines vornehmen, besser gebildeten Menschen machen und man glaubt dies durch eine mit Fremdwörtern gespickte Ausdrucksweise zu errei chen. Daher die Geziertheit, die Geschraubtheit und die Unverständlichkeit der „deutschen' Ausdrucks weise in Wort und Schrift. Wenn wir der Versuchung nachgeben und eine kleine
im Munde der Deutschen Einbildung -- Illusion, Zusammenstoß — Kollision, Verwirrung — Konfusion, Entlassung, Abdankung — Demission, die Stellung — Position, die Lage — Situation, der Knall — Detonation; Vermittlung — Intervention, Ueberfchwemmung — Jnundation, Speisehaus — Restauration, Beleuchtung — Illumination u. s. w. ohne Wahl und Anmut. Aber auch die Bildung, die sich im Gebrauch der Fremdwörter äußert, hat ihre Abstufungen. Wer demnach auf „bessere' Bildung Anspruch erhebt, dem müssen