haben. — Das Natürlichste wäre, wenn er es nun mit den Deutschliberalen versuchen würde. Da wir aber im Lande der Unwahrscheinlichkeiten leben, sind wir neugierig, was der Graf alles Unnatürliches thun wird, um sich aus der Klemme, in die er sich selbst gebracht hat. herauszuziehen. In unserer Haltung braucht sich nichts zu ändern. Daß sie die richtige war und ist, beweisen alle Vor gänge ; es wird nichts nützen, schließlich müssen doch die Deutsch-Oesterreicher wieder an den Plan heran treten, um das Reich moralisch
, ein schlanker junger Mann, war anwesend. Ec ist bei der Marine, hat soeben zwei Jahre in fernen Welttheilen, insbesondere in Ostafrika zugebracht. Bald tritt der Vater ius Zimmer und der Sohn entfernt sich. Ich hatte Mommsen seit Jänner nicht gesehen. Er hat sich seither nicht verändert, ist trotz seiner fast 81 Jahre munter und frisch. Daß sein Geist nichts an Elastizität verloren, sollte ich bald erfahren. Unser Gespräch bewegte sich selbstverständlich um den großen Todten Deutsch lands, berührte
sein Entlassungsgesuch veröffentlichte.' Glauben Sie, Herr Professor, daß ein dauerndes Zusammenwirken des jungen Kaisers mit dem Fürsten Bismarck möglich gewesen wäre? „Warum nicht? Ich kann mir wohl denken, daß ein Nebeneinanderleben Kaiser Wilhelms II. und Bismarcks hätte statthaben können. Bismarck hätte wohl sich in Manches fügen gelernt und der Kaiser hätte, ohne den Kanzler allmächtig sein zu lassen, sich weiter der Dienste des großen Staats mannes bedienen können. Er hat Großes für Deutsch land gethan
. Er war zum Staatsmann gemacht. Kein großer Staatsmann, der nicht zugleich den Despoten uud den Revolutionär iu sich vereint. Er war Beides. Kein Glück aber war es, daß sich durch einige Zeit in seiner Person allein die Macht Deutschlands konzentrierte. Weil bei ihm alle Gewalt ruhte, mußte es kommen, daß nach seinem Rücktritt Deutschland in Europa schwächer geworden schien. Man muß gerecht seinem Andenken gegenüber sein: Auch als er am Ruder stand, war wohl Deutsch land führend, doch eine Diktatur über die Welt
hat es nicht geübt und nicht üben wollen. Von selbst ergab sich aus den großen Erfolgen, die Bismarck geerntet hatte, der Respekt Europa's vor Deutsch land, und so rief man auch die Entscheidung Deutsch lands und seines Reichskanzlers an in Dingen, die uns eigentlich nichts angiengen. War es etwa ein Glück für uns, daß man 1878 den Kongreß zur Beilegung der orientalischen Dinge in Berlin ab hielt? Von dem Berliner Kongreß datiert die Ver feindung Deutschlands mit Rußland.' Wir kamen auf die Memoiren Bismarcks