Aus den Bergen an der deutschen Sprachgrenze in Südtirol : eine Bitte an alle Alpenfreunde
fehlen von Bächen, Orlen und Höfe in Masse. Vor uns das kleine Dörfchen, ärmliche zerstreute Hütten und Höfe, war Ruffre oder Rufredo (deutsch „Bandai') ; man kann es als halbdeutsch betrachten; in alter Zeit, heißt eS, seien die Leute von Ruffrö ganz Deutsch gewesen; hernach seien sie ver- wälscht. Die erwachsenen Bewohner sind noch immer zweisprachig; sie arbeiten viel im deutschen Land; in der Schule wird seit einigen Zähren auch deutsch gelehrt. Bis hieher war der Führer noch voller
Selbstvertrauen. ,.Ei, ich kenn' sie alle; die haben alle mit mir schon unten im Lande gearbeitet', erklärte er mir, als ich ihn frug, ob er denn all die angeredeten Arbeiter auf dem Felde oder die begegnenden kenne. Aber wie wir auf Castelfondo zuzogen, war's aus mit dem Selbstgefühl des deutschen Landmannes, „das sein Wälsche, die verstehen nicht Deutsch; und verstehn sie es auch, so thun sie doch, als könnten sie es nicht verstehen,' grollte der rüstige, stinke, immer gefällige Mann. Vorher noch machten
wir in Fondo (deutsch: „Pfund' — circa 1800 Einw.), einem wälschm Städtchen, Halt; am alten Schlosse Malosco, das aber jetzt mehr ein stattliches Miethaus darstellt, vorüber, stiegen wir die Straße in das über raschend saubere Städtchen hinab, als der Führer angab, „daß da der Bezirkshauptmann wohne.' Ich wollte und sollte einem Bezirks- hauptmann auf dem Nonsberg, der der einzige derart gesinnte-Beamte, den armen Deutschen freundlich geneigt sei, einen Besuch machen ! Da paßte es gerade