auch nicht; das ist eine neben sächliche Frage. Also, der Zusammenschluß Deutschösterreichs und Deutschlands wird mei nes Erachtens sicher und naturgemäß erfolgen. Die Frage ist nun aber die, ob der gegenwärtige Zeitpunkt hiefür günstig ist. Und da behaupte ich, daß wir im Interesse des Deutsch tums keinen ungünstigeren Zeitpunkt wüh len können. Und warum? Schauen wir den Tatsachen klar und ruhig ins Auge. Es ist eine unleugbare Tatsache, daß der Haß der Englän der nicht etwa bloß gegen das Deutsche Reich
, da es derselben noch nicht sicher ist. Es ist daher ein offenes Geheimnis, daß heute schon zwi schen Italien und Deutschland in der Schweiz geheime Verhandlungen über ein Bündnis ge pflogen werden. Frankreich weiß nur zu gut, wie schwer es selbst durch den Krieg gelitten hat. Sein Bestreben geht daher dahin, Deutsch land für Jahrzehnte wehr- und »nachtlos zu machen, Deutschland so zuzurichten, daß es auf Jahrzehnte sich nicht mehr erholt. Dal>er die furchtbar drückenden Waffenstillstandsbedin gungen, denen noch härtere folgen
größer würde, denn Frankreich kann und will es nicht dulden, daß das verhaßte Deutschland noch vergrößert durch den Anschluß Deutsch österreichs aus dem Kriege hervorgehe. Das sind die Folgen dieses übereilten Beschlusses für Deutschland. Aber auch für uns Deutsch österreicher hat der Beschluß sehr bittere Folgen. Wenn schon ein Anschluß Deutfchösterreichs an Deutschland nicht verhindert werden kann, so sorgen unsere Feinde dafür, daß das Gebiet »licht zu groß werde. Wir sehen daher, wie die Gegner
ruhig zufehen. wie die Tschechen ganz Deutschböhmen einstecken, wie sich die Slo- »venen deutsche Gebiete Steiermarks und Kärntens einverleiben usw. In Frankreich macht man auch gar kein Hehl daraus, daß auch das deswegen geschieht, um Deutschland nicht groß werden zu lassen. Man sieht also, einen wie schlechten Dienst mit einem soforti- gen Anschluß wir uns selbst, als auch Deutsch land und der deutschen Sache überhaupt er weisen. Dazu komint für uns noch ein Punkt: Schließt sich Deutschösterreich
jetzt schon dem Deutschen Reiche an, ist für uns Deutsch- s ü d t i ro l unbedingt verloren, da die Gegner kein Interesse haben, den Italienern ein Stück Land zu nehmen, um damit Deutschland zu vergrößern. Im Gegenteil, unsere Gegner, namentlich England, hat ein Interesse, daß je der Nachbarstaat ein Stück deutsches Land für sich behält, damit so die Feindschaft zwischen den neuen Reichen nie ausgehe. England kann es nur recht fein, wenn die europäischen Staaten nie zur Ruhe kommen und sich die Köpfe