in Deutschland i« letzter Zeit niemals aus den Kirchen herauskommen sehen. Wer in den Dörfern, die wir durchfahren, ist dasselbe sonntägliche Bild wie in der Stadt; geputzte Kirchgänger, noch viele Bäuerinnen und Bauern in der alten, so schön bunten Volkstracht. Ab und zu ein Schlitten, Fußgänger, auch Fuhrwerks hin und wieder ein Kraftwagen. Deutsch- War, der kleine Industrieort, mit seiner schönen minarerr- artigen Kirche; östlich liegt nur einen Kilometer entfernt dre Mische Grenze. Auf deutscher Seite
. Ich hatte mir immer gedacht, man müßte auch Krakau, das ja nur eineinhalb Stunden Eisenbahnfahrt entfernt liegt, sehen können. Ich fragte den polnischen Grenz posten, der natürlich kein Deutsch zu können vorgad: „W ktorym kierunku lezy Krakow, panie? Sofort kam die Gegenfrage: Mowisz Pan po polsku? Sprechen Sie pol nisch — Worauf ich ihm stolz im Bewußtsein selöstgelernter Vokabeln erwiderte; Tak, troche, panie. Möge sie juz porozumiec. Ja, ein wenig, mein Herr, ich kann mich schon verständigen. Dann sagte
mir der Posten, daß man Krakau nicht sehen könnte. Bei einer Zigarette, die er sich, nachdem er seinen Karabiner über die Schulter gehängr hatte, anzündete, erzählten wir uns so allerlei. Er war Konqreßpole, sprach aber, wie er dann lächelnd zugab, na türlich deutsch ziemlich fließend, wenigstens sehr viel bester als ich polnisch. — So den ganzen Tag wie dieser Posten auf der Grenzbrücke über die Przemsa auf und ab gehen, das wäre mir denn doch zu langweilig — —. Doch wie gesagt, unser Krastwagen fuhr
mit starker Geschwindigkeit Mischen Deutsch-Piekar und Kozlowagora auf Neudeck zu, während ich mir die jetzt niedergeschriebenen Erinnerungen durch den Kopf geben ließ. Die Landstraße ist schnurgerade mrd leicht vereist. Hin und wieder zusammengewehte Schnee; dann macht der Wagen einen Sprung und schleu dert infolge der geringen Belastung ein bißchen. Linker hand leichte wellige Höhenzüge. Verschneite kleine Tannen stehen im Felde. Es ist windstill. Die Sonne scheint, ßin etftqer Luftzug peitscht
mit einem betäubenden Dust. Während des Durchschrertens der Gänge sah ich an den verschiedenen Zrmmertüren kleine Schilder. Bundesrat Calonder, Prof. Dr. Vellmann. Oberst Haym unv., das erinnert mich daran, daß rch ia sagen muß. daß der Herr des Schlosses zur Zeit Präsident Calonder, der Schweizer Unparteiische und Vor sitzende der deutsch-polnischen Wirtschaftskommission ist. Ihm und seinen Begleitern ist Schloß Nendeck durch die Güte des Fürsten Donnersmark zur Verfügung gestellt. Mehr als einmal haben Calonder