Deutsch-Südtirol. Die Reichsdeutsche Pvesse uud Deutsch- Mdtirol. Der „Allgemeine Tiroler Anzeiger" bringt unter diesem Titel in seiner' Folge 123 vom 2. Juni dnen sehr bemerkenswerten Aufsatz, der sich mit den Aus führungen Dr. Funders („Reichspost", Men) im „Luzer- >r ' Vaterland befaßt. Vor allem wird die Faden- scheinigkeit der Behauptung nachgewiesen, das Deutsche Reich wäre bereit, zu Gunsten einer deutsch-italienischen Verständigung die unveräußerlichen Rechte Deutsch südtirols
überhaupt hatten stattfinden können. Wird hier ein offizielles Dementi gebracht, das vor Jahresfrist tatsächlich Ausstreuungen zum Schweigen brachte, die von jenen dunklen Kreisen ausgingen, die ein hohes Interesse daran haben, die offizielle Reichs politik zu verdächtigen, so belegt der zweite Teil des Aufsatzes die herzlichen Empfindungen und die warme brüderliche Anteilnahme des ganzen deutschen Volkcs fü: Deutsch-Südtirol, die in gleicher Weise nicht einmal Schleswig oder Oberschlesien, Eupen
-Malmedy oder Elsaß^-Lothringen erweckten. Durch die Wiedergabe einer Auswahl aus Deut schen Zeitungen tritt der Aussatz zielsicher dem brunnen- vergiftenden Anwurf entgegen, daß sich nirgends in der reichsdeutschen Presse eine ernste Erinnerung an Deutsch-Südtirol finde. Hier heißt es: Aus der beschränkten Zahl deutscher Zeitungsausschnitte, die uns zufällig über die DeutßMdtiroler Frage vorliegen, mögen dafür verhältnismäßig wenige Beispiele angeführt werden, und doch bei, nahe schon zu viele
für den Beweis^ wie unzulänglich der Ver fasser des Aufsatzes im „Vaterland" über die Haltung der reichs deutschen Presse in der Deutschsüdtiroler Frage orientiert ist. Die „Germania", das führende katholische Blatt Deutschlands, hat bereits im Juli vorigen Jahres die Bedingungen der deutsch- italienischen Verständigung und die Richtlinie der deutschen Politik in dieser Frage folgendermaßen festgelegt: „Ein politischer Wert kann Deutschsüdtirol für die Italiener nur dadurch
!" Die auch in Tirol wohlbekannte „München-Augsburger Abend- zeitung", dre etwa in der. Mittr zwischen Deutschnationalen und deutscher Volkspartei stebt. widmete zu Ende 1919 dem „zerrissenen Tirol" einen langen Aufsatz, worin ausgeführt wird, daß „Deutsch südtirol der Preis ist, durch dessen Hingabe im richtigen Zeitpunkt Italien die deutsch-italicnischen Beziehungen konsolidieren kaün". Wörtlich heißt es dann am Schlüsse: „Früher oder später wird es ein italienisches Volk und eine italienische Regierung geben