Reste deutschen Volkstumes südlich der Alpen : eine Studie über die deutschen Sprachinseln in Südtirol und Oberitalien.- (Vereinsschrift ; 1904,3)
Jetzt führt eine kühn angelegte Fahrstraße von Caldonazzo hinauf mit den prächtigsten Ausblicken auf das rebenbewachsene Valsugana, den Caldonazzosee und die umliegenden Höhen. Lavarone besteht aus zahlreichen, auf grünem Plateau weit zerstreuten Einzelhöfen (masi) und kleinen Häusergruppen, ganz die in deutschen Landen sich vielfach findende Siedelungsweise. Nur an zwei Stellen, beidesmal neben Kirchen,, steht eine größere Zahl von Häusern bei sammen. Deutsch sind auch vielfach die Namen
dieser Gehöfte, z. B. Birti (Wirt), Stengheli, Gionghi (Jung), Oseli (Hasel), Sosteri (Schuster), Slaghenaufi, Millegrvbbe (Mühlengraben), Sonneck. Namen von Alpen sind: Bärenbrunn, Brunnwies, Eckwies, Knobelbach usw.^) Viele Namen sind aber auch italienisch, so Chiesa, Alberimi, Azzolini, Bertoldi, Lanzino. Daß die Mehrzahl der Lasranner einst deutsch war, erfahren wir von Schmeller, der 1833 in Lavarone noch einen Knraten traf, welcher der dortigen deutschen Mundart mächtig war; auf Maso Lunghi fand
er eine alte Frau, die sich uoch einiger deutscher Gebete und frommer Sprüche erinnerte. Jetzt aber ist das Deutsche vollständig ausgestorben. Die jetzigen etwa 1800 Bewohner des „kalten gesonden Lautes', wie Schneller 2) gegenüber ein noch deutsch redender Mann die Gegend nannte, sind als Maurer und Steinarbeiter überall in der Welt zu finden. Lavarone ist eine namentlich von Trientinern viel besuchte Sommerfrische. Deutsche Namen sind auch in Centa und Umgebung zu finden. Schneller (a. a. O.) verzeichnet
, die sich über dem Ursprünge des Astieo (deutsch Hastach, in Lnsern Aste) erhebt. Daß St. Sebastian einst deutsch war,') ersieht man aus den noch vorhandenen Namen. An Geschlechtsnamen z. B. finden sich: Giongho (Jung), Knel, Morgent, Mazzari, Perenbrunner, Reck, Tezzele, Vgl. Baß, Deutsche Sprachinseln, S. 46. 2) Südtirol. Landschaften, 1, ILO f. ') 189V zählte man unter 729 Einw. 719 Italiener und 2 Deutsche. A. Baß, Deutsche Sprachinseln, S. 70 f.