des Südens. Dort ist ein Volk durch drei Jahrhunderte poli tischer Zugehörigkeit zu Frankreich innerlich schwankend ge- worden, so daß es heute ein Zwittervolk ist, das nicht weih, ob deutsch, ob welsch. Es war immer bei den Siegern, um nach kurzem Freudenrausch zu erkennen, daß es bei den Be siegten eigentlich besser ausgehoben wäre. So ähnlich ist hier ein welsches Volk durch lange Schicksalsgemeinschaft mit dem deutschen verbunden gewesen und nach dem Erwachen seines nationalen Bewußtseins
in jene Lage weder Fisch, noch Fleisch, geraten, nicht wissend, soll es der Stimme seiner Sprache oder der seines historischen Gewordenseins folgen. Hatten wir auch in Deutsch-Südtirol noch viel Neues, uns Fremdes, ungewohnt sonst in deutschen Landen, gesehen, es waren — das sahen wir jetzt in Welschtirol ganz deutlich — nur Anklänge an eine fremde, südliche Welt gewesen, immer wieder, das ist der Reiz des deutschen Etschlandes, gemeistert vom deutschen Wesen. Fetzt aber im italienischen Siedlungs gebiet
bricht italienische Landschaftsformung, südliche Art ganz hemmungslos hervor. Wohl hatte ich den Jungen früher allenthalben zeigen können, wie sehr deutsch das Land nördlich Salurn ist, hatte ihnen die Bauernhäuser, die Einzelhofsiedlung, den Fichtenwald, die Form der Landwirtschaft als typisch deutsch erklären können. Aber das alles blieb solange nur halbes Verständnis, solange sie nicht sehen konnten, wie sehr das auch anders sein konnte. Erst die lebendige Erfahrung des Gegensatzes Deutsch
und Welsch-Tirol als zweier ganz verschiedener Landschaften — hie mitteleuropäischer, germanischer Norden, dort mittel- meerländischer, romanischer Süden — konnte uns von der Stellung Deutsch-Südtirols bis zum letzten überzeugen. In Welschtirol haben wir gelernt, wie sehr das Land um Bozen, Meran, Brixen und Vruneck deutsch ist. Wo waren die Einzelhöfe, die schönen schmucken Dörfer und