in jedem einzelnen Falle an die Heiligkeit des menschlichen Lebens zu erinnern, um einen leichtfertigen Freispruch hintanzuhalten. Weiter stellt der Minister fest, daß nicht nur die Geschworenengerichte, sondern auch die Berufsrichter sehr häufig derartige Ur teile fällen, eitn Uebelstand, der unter dem faschistischen Regime absolut vermieden werden müsse. Cesare Rosst. Casare Rossi, der Mörder Mattevttis, wurde bekanntlich wegen seiner Agitation gegen den Faschismus im Auslande, zu 30 Jahren Kerker verurteilt
um eme Un terstützung, zugleich seine Mitarbeit am Blatte anbietend, in dein damals Mussolini jene Proletarier zum Kampf gegen den Staat anfeuerte, die er nachher serienweise totschiehen ckeß. Chefredakteur Mussolini betrachtete den Kerl vor sich. Cesare Rossi nannte er sich. Er prüfte ihn ein bißchen und bald mußte er erkennen, daß es sich um eines jenjer Subjekte handle, die der Italiener „Bravi" nennt und unter denen er Leute versteht, die gegen klingende Münze zu allem, aber auch gar
zu allem fähig sind. Es gibt zweierlei Menschen, solche, die derartige Subjekte, sobald sie ihr Wesen erkannt haben, instinktiv verabscheuen und weit von sich weisen, und solche, die finden, derartige Typen könnten eines Tages brauchbar sein. Es ist eine geschicht liche Feststellung, daß Benito Mussolini zu den letztern ge hört. Er mietete die verfügbare Energie zu jedem Geheiß, die sich Cesare Rossi nannte. Und fortan war diese edle Seele der Leibfuchs des weiland sozialistischen Tätschmeisters von Mailand
, ihr den Dolch in die Rippen zu stoßen. Ueber Nacht, ja über Nacht war Mussolini der Todfeind feiner Freunde von gestern und stand mit Maschinengewehren denen gegenüber, die er gestern noch führte. Cesare Rossi treu an seiner Seite. Ein Moor wäscht sich nie weiß, und die Welt wird nie vergessen, wie rasch Mussolini aus dem rötesten Italiener ein schwarzer wurde. Die Führung der von Mussolini vertretenen sozia listischen Partei ging an Giaeomo Matteotti über, einen ehrlichen, offenen, geraden
der Revolution wurde von die sem Sozialisten in einer Schärfe, in einem Aufwand von parlamentarischer Routine hergenommen, daß Mussolini von einer Verlegenheit in die andere gejagt wurde. Noch immer war der Bravo Cesare Rossi beim nunmehrigen Diktator. Diesen Händen anvertraute Mussolini als einem faschi stischen Pressechef die Zensur der italienischen Presse. Und noch immer war Rossi der zu allem fähige Mann. Da hieß es eines Tages, Matteotti — eben hatte er eine neue, ganz brenzliche Interpellation