die jetzt in italienischen Blättern ent haltene Mitteilung, wonach die interalliierte militärische Konferenz in Paris der italienischen Forderung nackgegeben habe, die ganze Gemeinde Brenner sei zu Italien zu schlagen. Schon zu Ende vorigen Jahres hörte man die gleiche Behauptung, diese wiederholte sich in den ersten Wochen des Jahres 1921 neuerdings und jetzt erscheint sie zum drittenmal, immer an der gleichen Stelle, in Italien. Es ist erklärlich: Tie Brennergrenze bildete den wichtigsten Bestandteil beS großen
italienischen LanderwerbSprogramms, „BiS zum Brenner' lautete das Schlagwort des italienischen JrrcdentismuS zur Zeit der Monarchie und im FyedenS- vertrage ist die Brennergrenze Italien zugesprochen worden, eS überrascht daher nicht, wenn eines TageS die Mitteilung vom endgültigen Entscheid in der Grenzfrage ekntrlfft. Wer aber an die Einhaltung des Wortlautes des Friedensvertrages von St. Germain glaubt, der muß an der Richtigkeit der Meldungen aus Italien zweifeln, welche besagen, die Grenz frage
am Brenner sei in dem Sinne entschieden worden, daß auch die ganze Gemeinde Brenner dem Königreiche ein verleibt werde und die Grenzlinien der Gemeinde Bren ner würden auch die künftigen Reichsgrenzen darstellen. Dies widerspräche sehr stark den eindeutigen Bestimmungen beS Friedensvertrages, der die Wasserscheide am Brenner als die Staatsgrenze ausdrücklich festlegt. DaS Gebier der Gemeinde Brenner erstreckt sich sehr weit Über die Rorbseite deS Brennerpasses hinaus, sie er streckt sich bis nahe
an den Ort Gries heran, umfaßt den Brennerfee und bas Bennatal, also altes Gebietsteile» die weit nördlich des Brennerpasses und der Wasserscheide liegen und für die kleinen Ueberreste des bis zur Unkenntlichkeit und Lebensunfähigkeit zugeschnittenen Landes Tirol immer hin von Bedeutung sind. Die Bahnstation Brenner am Passe ist für das Land sehr wichtig, und Tirol verträgt keinen Gebietsverlust mehr, insbesonders keinen solchen, wie ihn die neue Grenzlinie am Brenner mit sich bringen würbe
und Forderungen auf das Gebiet deS Unterlegenen, der nichts anderes zu kennen hat, als Verzicht und Verlust. In jener Meldung allerdings, welche diese Nachricht von der endgültigen Bestimmung der Brennergrenze aus Paris brachte, ist in undeutlicher Form die Wahrscheinlichkeit der Revision des Friedensvertrages enthalten. Wenn oies zu trifft, dann ist auch die Nachricht von der Einbeziehung des OrteS Brenner ins Königreich Tatsache, für Tirol aber eine unendlich betrübende; sollte aber keine Revision damit ver