hatte. Wenn er nur hinreichende Kraft hätte, um das Bild aus der Tasche zu ziehen, es würde ihm den To deskampf erleichtern, wenn sein letzter Blick auf die Züge der Geliebten fallen könnte, auf das einzige Weib, das ihm jemals theuer gewesen. Endlich nach langem, vergeblichem Mühen erreichte er das ersehnte Ziel, es war ein kleines, aber sprechend ähnliches Porträt in Visitkartenformat; so hatte sie ausgesehen, bevor noch irgend ein Schalten auf ihr junges Leben gefallen. Wie schön sie war und er sollte sie nie mehr sehen
, ans ihrem Leben verschwinden und für ewig vergessen sein. Jetzt durfte er ja eingestehen, daß er sie liebe, Niemand vernahm seine Worte und selbst ihr Gatte konnte nicht eifersüchtig sein auf die Liebe, welche ein Sterbender empfand. Wie verzaubert hingen seine Augen an dem lieblichen Bilde, langsam bewegten sich seine Lippen, „Ella', flüsterte er, eine verzweifelte, letzte Anstrengung, sich vom Boden aufzu richten, dann sank er bewußtlos zurück, krampfhaft das Bild des Mädchens festhaltend. Weiß
getünchte Wände, nackt und kalt, ein niedriges Zimmer mit tadellosen weißen Vorhängen, in einer Nische das Bild des Erlösers, dem Bett gegenüber ein großes Gemälde, die biblische Darstellung der Heilung der Krankend dies war das Bild, welches sich den Augen Leonards bot, als er nach langer Bewußtlosigkeit end lich wieder dem Leben erwachte. In der namenlosen Schwäche, der natürlichen Folge seiner schweren Verwundungen und des wochenlangen Fiebers war es ihm, als könne all dies nur ein Traum