. > Sieh das Alles l Oder sieh eS nicht, eS könnte dich schwach machen. O du bist ein Märtyrer, du- bist ein Heiliger. Maler: Meinerseits möchte ich protestiren, neue Heilige zu ernennen. Wo wäre Raum genug, wenn man alle Jusurgentenführer zu Heiligen machen wollte? Laie: Du w ißt Wohl, wie ich es meine. Sieh hicr Hoser zum Tode gehend und denk' an das Bild: Huß vor dem Scheiterhaufen. Maler: Aber du wolltest doch nicht vergleichen. Laie: Ich. will auch nicht vergleichen, obgleich eS ergiebig wäre
und dogmatischen Religionen auch den Patriotis mus nicht pflanzen und pflegen können, und in diesem Helden ist der Patriotismus doch wieder Religion ge worden, und durch dieses Bild hier ist Andrä Hofer davon erlöst, daß er nicht mehr zu den ewigen Juden gehört. Maler: Zu den ewigen Juden? Gibt es denn deren mehrere? Laie: Ja, eS gibt Stoffe, die man die ewigen Juden der Kunst nennen könnte. Da ist z.B. Con- radin von Schwaben; er kann dichterisch nicht ausge staltet werden, weil man den kaum zum Jüngling
seine Erscheinung doch voll kommen aus, um ihu in einem Liede und in einem Bilde — wie du eS nennst — lünstlerich zu erlösen. Laie: Bild und Lied! Mir erweckt das Bild eigent lich ein höchstes Werk der Musik. Ich wage eS aber nicht zu sagen. Maler: Wage immer zu, du hast schon Wunder liches genug gesagt — Laie: Ich weiß, ich habe Vieles gesagt, was deinen Spott herausfordern kann - So laß mich auch das noch sagen. Dies Bild gibt mir eine ähnliche hohe und reine Stimmung wie Maler: Nun wie? Warum zauderst
Fidelio? Maler: Ich lasse immerhin deinen Vergleich gelten. Ein rechtes Kunstwerk hat keinen TebrauchSzettel, be rührt vielmehr immer verschieden und weckt Allerlei. Ich dagegen freue mich und finde e» so recht, daß der Künstler Alles dunkel m>d schwer gemalt hat, stumpfes Roth, stumpfes Grün, Brau» und Grau vorherrschend. Auch diejenigen, die das Bild stofflich nichts angeht, die kein nationales PathoS hahei, wie wir, werden diese Schmuck verschmähende und.Mr'hen- Pracht vermeidende Schlichtheit
das Desreggersche Gemälde ac- quirirt hat. Man schreibt unS diesfallS ans Wien: „Die Münchener und Berliner Kritik nennt diese neueste Schöpfung des berühmten Tiroler Meisters ein gemaltes Trauerspiel, welches das Herz in seinem Innersten erschüttert, und sie anerkennt eS rühmend, daß Desregger in dieser gemalten Tragödie des Unter ganges des treuesten und echtesten Repräsentanten eines Volköhelden, weit über alles von ihm in dieser Richtung Geschaffene hinausgegangen sei; dieses Bild mit seinen lebensgroßen