Beilage zu Nr. 90 des „Burggräfler' vom 11. November 1911. venkmslkchutr und «irchenlchutr (Schluß.) Wir wollen unseren Gedanken zunächst an einem Beispiele vorlegen. Nehmen wir an, in einer alten gotischen Pfarrkirche wäre im Fenster ein Glas- grmälde, dessen Teile zu zwei Dritteln erhalten, zu einem Drittel zugrunde gegangen wären. Wie soll nun bet der ^Restaurierung' diese- GlaSgemäldrS vorgegaugen werden? Soll das Bild durch einen Glasmaler ergänzt oder soll der fehlende Teil
nur mit „getontem' Glas ersetzt werden? Wir ant worten vollkommen ruhig und sicher: Wenn das Fenster aus der Kirche entfernt und in ein Museum gegeben wird, so ist sein Bild durchaus nicht zu ergänzen, sondern die fehlenden Teile können mit getontem GlaS ersetzt werden. Bleibt das Fenster an heiliger Stätte, so ist sein Bild zu ergänzen und es ist ein Fehler, mit getontem Glas den leeren Raum zu fällen. Diesen prinzipiellen Satz wollen wir mit folgendem begründen: Wenn man den eigentlichen Zweck erkennen
Inhalt es der stylenden Teile wegen nicht ent rätseln kann. Die Würde des Gotteshauses, seine Ausgabe und der Hauptzweck seiner Bilder verlangt somit, daß derart entstellte Bilder entweder entfernt oder ergänzt werden. Ja letzterem Falle ist sicher eine Harmonisierung des Bildes, durchaus aber nicht das Bestreben notwendig, den Beschauer über daS Alter der neuen Teile zu täuschen. Wird das Bild aus der Kirche entfernt und wandert eS etwa in einen „Friedhof der Kunst', in ein Museum, so geht
mit dem Bilde eine ge- wattige Aenderung vor sich: sein finis primarius, sein Hauptzweck, wird finis seeundarius, unter geordneter Zweck. Das reltgiöse B»d km Museum hat nun die Ausgabe, Kunstwerk zu sein und Gegenstand des Studiums, um Künstler zu be fähigen, neue Werke der Erbauung für das Heilig- tum zu schaffen. Im Museum darf dieses Bild nicht ergänzt werden, eine solche Ergänzung würde ja nur zu oft für die forschende Phantasie präju dlzterltch sein. WaS hier von einem Glasgemälde als Beifplel gesagt
wurde, ist selbstverständlich in analoger Weise sür die Restaurierung des ganzen Gotteshauses anzuwenden. Und wie dteS tn pietätvoller Weise auch unter er- schwerenden Umständen geschehen könne, zeigt unS in einer berühmten, uralten Kirche ein Bild, dessen Ueberreste sorgsam an der Mauer erhalten sind, dessen Rekonstruktion aber aus der Leinwand ge geben ist, die vor dem Bilde hängt. Eia Zweites, was für jeden notwendig ist, der in Sachen etwas reden will, welche sich aus den Bau und die Ausstattung