. Er näherte sich dem selben und stieß einen Ruf der Ueberraschung aus. Seine Schüler eilten sogleich mit der Frage herbei: „Was haben Sie gefunden, Meister?" „Seht!" antwortete Rubens, statt weiterer Ant wort auf das Bild deutend. Es stellte den Tod eines Mönches dar. Derselbe war sehr jung und von einer Schönheit, welche weder die Buße noch der Todes kamps halten verwischen können. Er lag aus dem Boden seiner Zelle ausgestreckt, die Augen schon im Tode erstarrt, mit der einen Hand einen Totenkopf haltend
, mit der anderen ein Kruzifix aus Holz ans Herz drückend. Im Hintergründe sah man ein anderes Bild gemalt, welches neben dem Bette aufgehängt schien, von welchem der Mönch sich erhoben hatte, um aus Demut auf dem harten Fußboden zu sterben. Diese zweite Darstellung war das Bildnis einer jungen schönen Verstorbenen, im Sarge liegend, welcher von Trauerkerzen und kostbarer schwarzer Draperie um geben war. Beide Bilder ergänzten sich offenbar. „Meister, von wem mag dieses wertvolle Werk sein?" fragten die staunenden Schüler
hat, kein anderes Bild gemalt hat und auch keines hätte malen können, welches diesem an Wert gleichkommr. Es ist ein Werk reiner Eingebung, ein eigener Stoff, ein Wiederschein der Seele, ein Stück Leben . . . aber . . . welcher Gedanke! . . . Wollt ihr wissen, wer das Bild gemalt hat? . . . Nun, derselbe Ster bende, den ihr darauf sehet!" „Aber, wie kann ein Sterbender seine letzten Augenblicke malen?" „Ich glaube, daß jene Frau auf dem Bilde im Hintergründe die Seele, da- Leben des Sterbenden war, ich glaube
, wollen Sie mir das Bild verkaufen?" „Sie verlangen Unmögliches!" gab der Prior . zur Antwort. „Nun gut . . . Kennen Sie ein anderes Werk von diesem unbekannten Genie? Können Sie sich nur seines Namens erinnern? Wollen Sie mir sagen, wann er starb?" „Sie haben mich falsch verstanden," entgegnete der Mönch, „ich habe Ihnen gesagt, daß dieser Maler der Welt nicht mehr angehört, aber das will nicht sagen, daß er gestorben ist." „C, er lebt!" riefen alle freudig aus. „machen Sie uns mit ihm bekannt!" „Warum?" entgegnete
der Mönch. „Der Mann hat der Welt entsagt, er will von ihr nichts wissen. Ich bitte euch deshalb, laßt ihn im Frieden sterben." „Ehrwürdiger Vater, der König und der Papst werden Sie zwingen, es zu sagen; ich stehe dafür, daß ich es erfahre," sagte Rubens mit Entschiedenheit. „O, tun Sie das nicht," bat der Mönch. „Sie würden nicht gut daran tun, Herr Rubens! . . . Nehmen Sie das Bild, wenn Sie wollen, aber lassen Sie den Urheber in Ruhe ... Ich spreche im Namen Gottes