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Lienzer Zeitung
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Pagina 16 di 22
Data: 18.03.1905
Descrizione fisica: 22
würde Erna sagen, wenn sie dich nicht mehr hier fände? Nein, nein, liebe Mama, ich sehe wirklich nicht ein, weshalb du so an cm alten Kasten hängst- Znm Sommer kanfe ich ja eine hübsche ila mit Garten im Gc.uicwald. Das wird doch viel schöner nnd bequemer sein. Eine Reise nach Dornhausen kostete uus doch auch immer fünfzig Mark.' Fran Berger hätte ihm erwidern köunen, daß sie ihm diese Reisen stets vergütet hatte, allein sie schwieg, weil sie einsah, daß sie doch nicht verstanden wnrde

? Wäre Frau Berger an Ort nnd Stelle gewesen, würde sie vielleicht nicht darans eingegangen sein; er wollte ihr jedoch Vorreden, daß dann überhaupt nichts aus dem Verkauf ge worden wäre. Die alte Lene freilich mußte das Quartier räumen; sie zog in die Nähe zu Verwandten. Als Waldemar zurückkehrte, fragte ihu die Mutter, was aus ihre» Möbeln geworden sei. Er erzählte ihr, unter welchen Be dingungen der Kauf zustande gekommen war und reichte ihr den Tansendmarkscheiu. Im Grunde besser geartet

wie seine Frau, empsand er zuweilen Gewissensbisse. „Behalte die tausend Mark,' sagte er großmütig. Frau Berger schüttelte den Kopf. „Was sollte ich damit an fangen ?' fragte sie, ihren Kummer über den Verlust ihres Besitz tums tapfer niederkämpfend. „Dir werden sie für dein Geschäft mehr nützen können. Ich brauche ja nichts.' „Nun, so behalte wenigstens hnndert Mark,' redete er ihr zn. „Wir lassen es dir ja an nichts fehlen, aber — man hat doch immer gern ein Paar Pfennige in der Hand, sei es anch

nur, eine Näscherei für deinen Papagei zn kaufen.' Trotz der scheiubareu Aufmerksamkeiten, die man ihr erwies, verlor Fran Berger doch zusehends an Wertschätzung. Zu Ansaug repräsentierte sie vierzigtausend Mark, jetzt kaum uoch die Hälfte. Waldemar bemühte sich allerdings, dieses und jenes Unternehmen in Gang zn bringen, allein er verstand zu wenig davon, und so suhlte er mehr uud mehr, wie der Boden unter ihm zu wanken begann. Das dnrfte die Welt aber natürlich nicht erfahren — man mußte ihr Sand iu die Augen

streuen. Das Ehepaar lebte also auf großem Fuß weiter, gab kostspielige Gesellschaften und machte alles mit. Schon längst war Frau Berger an den Empfangsabenden auf ihr Zimmer verwiesen worden, wo sie ihr einsames Mahl ein nahm. Stephanie hatte ihr mit süßlichen Worten vorgestellt, es sei zn anstrengend für sie, mit vielen Menschen zusammen zu sein; auch wäre in ihrem Alter di^ gestörte Nachtruhe gesundheitsschäd lich. Aber anch den Tag über saß die alte Frau meist allein in ihrem Hiuterstübchen

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Pagina 17 di 22
Data: 18.03.1905
Descrizione fisica: 22
Vierteljahr dvcihuudelt Mark schicken und glücklich sein in dem Ge danken, das; Du wieder in Deiner Heimat bist und Dich wohlsühlst. „Sosliest Dn Paul sehen, so sage ihm — doch nein, sprich lieber nicht mit ihm iiber mich. Es küßt Dich herzlich Deine trene Enkelin Erna.' Obgleich tief gerührt von der Handlungsweise des jungen Mäd chens, war Frau Berger doch nicht so rasch bereit, dessen Wnnsch zu erfüllen. Sie sah nicht, wie die Jngend, mit optimistischen Angen in die Znkunst. Mochte Erna

in ihrer Unerfahrenheit anch an die Verwirklichung ihres Traumes glauben — es war ja doch mir ein Traum, der in nichts zerrann, sobald Erna durch irgend einen Umstand ihre Stellung verlor. Frau Berger hielt es daher für töricht, ohne einen sicheren Rückhalt nach Dornhansen zu gehen, wo ihr alle Existenzmittel fehlten. Um Erna jedoch nicht zu kränken, schlug sie vor, alle Ersparnisse vorläufig Dr. Kilian anzuvertrauen, bis die Summe hinreichend sei, eine gewisse Garantie für die Zukunft zu geben. Frau Berger dachte

dabei nicht an sich, sondern vielmehr an die Verwendung des Geldes zu einer kleinen Mitgift für ihre Enkelin, falls sie einmal einer solchem benötigen würde. War dies eine unbewußte Vorahnung? Bis jetzt befand sich Frau Berger uoch iu völliger Unkenntnis über die Beruf >iensverhälrnisfe ihres Sohnes. Stephanie verstand es anSge cichuet. der Welt gegenüber den Schein zn wahren, den Leuten Sand in die Ä aen zu strenen. Sie gab Gesellschaften und kaufte sich elegante Toiletten, aber die Lieferanten

von ihm ab, nach kaum vier Tagen besaß er nur noch das nötige Reisegeld zur Rückfahrt nach Berlin. Stephanie machte ihm die bittersten Vorwürfe, doch das änderte nichts an dem Geschehenen. Schritt um Schritt ging es wieder bergab; die Juwelen wanderten ins Pfandhaus, die Dienerschaft wurde entlassen, und die Zahl der drängenden Gläubiger wuchs. Jetzt kounte die mißliche Lage auch Frau Berger nicht mehr verborgen bleiben, allein Waldemar ließ sich zu keiner näheren Erklärung herbei. Er war mißmutig und verstimmt

Frau Berger waren unbeantwortet ge blieben — er zerbrach sich den Kopf über die Ursache ihres jähen Stillschweigens, und mehr alc- einmal kam ihm der Gedanke, nach Berlin zu fahren, um der Zache auf deu Gruud zu geheu. Sei» Vater gewährte ihm jedoch keinen Urlaub, weil er eine Begegnung zwischen den Liebenden zu vermeiden wünschte. Daß Erna sich in England befand, wußte er ebensowenig wie sein Sohn. Inzwischen wäre» die Ersparnisse des jungen Mädchens, die es Dr. Kilian anvertraut

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Pagina 15 di 22
Data: 18.03.1905
Descrizione fisica: 22
den Abschiedsschmerz zu erleichtern, „dann kehre ich zurück, um dich nie mehr zu verlassen. Mit siebzehn Jahren bin ich erwachsen, und wenn ich Paul geheiratet habe, kehrst du mit uus uach Dorw Hausen zurück. Wird das uicht herrlich sein?' Man hofft ja stets, was man wünscht. Auch Fran Berger, augesteckt von der Zuversicht lichkeit ihrerEn- kelin, glaubte an cinebaldigeVer- wirklichung die ses so schönen Traumes. Zwar wußte sie, daß momen tan eine Span nung zwischen dem alten Ger hardt und ihrem Sohn bestand

, redete sich jedoch ein, der glänzen de Geschäftser folg Waldemars und die treue Liebe des jungen Paares werde alle Hindernisse aus dem Wege Alexander Grigorjcwitsch Bulygin, der neue russische Minister des Inneren. (Mit Text.) räumen. — Auf Ernas Bitten unterhielt sie eine eifrige Korrespon denz mit ihren Freunden in Dornhausen, und so kam es, daß Paul ihr jede Woche eine Art Rapport über alle Vorkommnisse sandte, die Frau Berger interessieren konnten. Er berichtete über das Wetter, den Geschäftsgang

, über die alte Lene nnd Karo, über das HanS und den Garten und über alle Stadtnenigkeiten. Jeden Sonntag traf die Epistel ein, nnd wenn dann Erna zum Besuch aus der Pension kam, wurde sie von Großmutter und Enkelin mit wahrem Heißhunger verschlungen. Manchmal lag noch ein kleines Extrablatt mit der Aufschrift: „Au Fräulein Erna' bei. Frau Berger hätte es zuerst durchsehen können, aber sie tat es nicht; zudem verstand sie es auch nicht, wie ihr kluges En kelkind, zwi schen den Zei len zu lesen. Stephanie

. Frau Berger schluckte ihre Tränen herunter. „Kannst du es nicht erraten?' fragte sie mit zitternder Stimme. „Mein Gott, nein! Fühlst du dich nicht glücklich bei uns? Du hast doch alles, was du dir nur wünschen kannst.' „Ich beklage mich ja auch nicht,' entgegnete die Greisin. „Ihr haltet, was ihr mir versprochen habt, nur denke ich, da Walde mar mit den eingezahlten vierzigtauseud Mark nicht mehr zu be fürchten hat, von dem Unternehmen ausgeschlosfeu zu sein, daß ihr, wenn ihr euch ein weuig mehr

. Die arme Mntter empfand ihn wie einen körperlichen Schmerz und zog sich scheu iu sich zurück. „Nichts, nichts,' stammelte sie; „es war nur ein Gedanke, der mir durch den Kopf ging.' Jetzt mischte sich Waldemar in das Gespräch ein. „Hier bei deinem Sohn,' sagte er mit salbungsvoller Miene, „hast du das Recht, alles zu äußern, was du denkst.' Seine Worte gaben Frau Berger die verlorene Fassung znrück. „Ich dachte,' begann sie zögernd, daß unter den jetzigen günstigen Umständen der Verkauf des Hauses

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