^un^sorte in Osdant. Frau Berger war nicht nur hübsch und ziel bewußt, sie war auch sehr klug. Ganz genau merkte sie, daß ein neuer Geist in ihren Mann gefahren sei, daß er eigensinnig wurde, und daß er argwöhnisch darauf achtete, der „Herr im Hause' zu sein. Diese Absicht und die ausgesprochene Betonung desselben rührten Frau Berger sehr wenig. Das erstemal donnerte Herr Berger sein „Herr im Hause' bei Gelegen heit einer Möbelrückuug hinaus; denn seine Frau rückte schließlich gern dann und wann
seine Faust auf die Schreibtischplatte her niedersauste. Dabei tat er sich unangenehm weh, denn er hatte das kantige Falzbein übersehen, das dort lag. Es ist überhaupt eine verwerfliche Gewohnheit, mit der Faust aus deu Tisch zu schlagen. Auch die flache Hand ist hiezn nicht geeignet. Berger dachte den langen Fluch, weil er es eigentlich absolut gar nicht aushalten konnte, die Augeu seiner Frau naß zu sehen. — Doch er mußte fest und Hart bleiben; er durfte jetzt abso lut nicht klein beigeben, das vertrug
sich nicht mit der Manneswürde. Seiiie Frau wunderte sich in der Stille ihres Zimmers. —Ar Mann kam nicht; er trotzte.^» . 5 ^ . „Na gut, dann muß ich ihn anders herum kriegeu', dachte sie. Als am Abend Berger nach Hause kam, stand sein Sofa wieder am alten Platz. Frau Berger saß freundlich lächelnd am Nähtisch und nichts war zu spüre» von irgendwelchem statt gehabten Aerger. Am nächsten Morgen, als Berger ins Amt ging und nach dem Wettersah, sprach seine Frau: „Ach, laß doch den Ueberzieher zu Hause, es ist doch so warm
.' 7 „Findest Du? Nun, ich will es lieber nicht riskieren, mich zu erkälten.' Er zog den Ueberzieher an, und als er aus der Tür war, machte Frau Berger einen ganz winzigen, gar nicht frauenhaften, niedlichen Luft sprung. „Prachtvoll!' rief sie aus. „Ich dachte es mir ja!' An diesem Tage war Tee bei der Frau Apo theker ; Kaffeegesellschaften gab es nicht mehr, die waren von der neuen Zeit verdrängt. Der gute alte Korpsgeist aber, demzufolge ja eine Krähe der andern nicht die Augeu aushacken soll, der lebte
auch in diesem Städtchen noch. — Man hatte schon neulich der Frau Berger von den Stammtischäußerungen ihres Gatten erzählt und hatte einfach nur darüber gelacht. — Gelacht! — „Eines setzen Sie nun aber ganz gewiß nicht durch', meinte die Apothekersgattin. „Daß ihr Mann die hübsche kleine Villa kauft, die Sie so schrecklich gern haben möchten!' „Nein,' erwiderte Frau Berger lammfromm, „das sehe ich ein. Mein Mann tut doch immer nur das, was er selbst will.' Ein Blitz des Einverständnisses flog zwischen den Frauen