. „Aba, bal insa Hansl amo Bauer wearschd, sem wearschds an Rögge gäbn, eu, eu, säm wo!" sagt er dann und schaut voll Stolz auf seinen langen Hansl neben sich. Inzwischen sinkt draußen der Abend ins Land und über den weißen Schneekuppen der Berge blinkt da und dort ein Stern. Die Bäuerin nimmt das Tischtuch und die Löffel aus der Lade und bringt dann das Essen herein: „Zin Nachtmal!" Keiner läßt sich rufen. Nach dem Abendesseck bekommt jeder seinen Zelten in der Größe eines Bauernbrotes
liegt eine Welt. Gleich unter ihm schimmert der Gletscher im Sonnen licht, zwischen Felsblöcken eingelagert wie ein rätselhaftes Auge grüßt der Blancasee herauf, und ringsum, soweit er sehen' kann, steigen die schneebedeckten Berge, die Spitzen und Zacken ins reine, wolkenlose Firmament. Begeistert nimmt der Mann das prachtvolle Bild in sich auf, die unvergleichlich schöne Fernsicht: vom Watzmann und Groß glockner bis zum Monte Rosa, von den Allgäuer Bergen bis zur Bernina. Stumm steht er und läßt
seine leuchtenden Augen bald über die Gipfel der Berge gleiten, bald tief hinunter ins grüne Tal. Dort unten liegt P e t t n 2 u, feine Heimat. Der Mann denkt an seine Kinderzeit. Damals ist er oft durch das Malfontal gewandert mit einer einzigen brennenden Sehn sucht, im Herzen: einmal dort oben stehen auf dem schwarzen Koloß, einmal über den schimmernden Gletschern sein, herunter sehen auf ihr leuchtendes Weiß, auf das enge Tal, und vor allem — darüber hinaussehen! Wie hatte er als Knabe die großen Männer
jener Kinderzeit verflossen, der Knabe hat die Welt gesehen, nicht von oben, nein, ganz aus der Nähe hat er sie kennengelernt. Da waren keine Berge, keine Gletscher gewesen, die das Häßliche, das Kleine und Nichtssagende ihm verborgen hätten. Sie hatte sich ihm von ihrer häßlichsten Seite gezeigt, er lernte sie verachten. Nichts blieb ihm heilig, die Ideale seiner Kindheit stürzten nieder, er kannte nichts mehr als die Jagd nach dem Geld. Manchmal wollte er fast ver zweifeln über das Angesicht der Welt
aus, ganz dem heiligen Schweigen hingegeben. Vergessen ist alles Leid, jeder Kummer erscheint klein und unbedeutend, es ist, als ob die Berge Mut und Kraft aus strömten. Eine heiße Freude glänzt in den Augen des Mannes, er fühlt sich stark werden, frei und mutig. Und dieser Gipfelrausch verläßt ihn nicht mehr, obwohl der Abstieg für den Ungeübten lang und beschwerlich wird. Als er sich spät abends in Pettneu auf sein Lager streckt, schmerzen ihn die Füße, sein Gesicht glüht wie Feuer von den Sonnen