sinken. „Großer Gott, gnädiges Fräulein,' rief Emmy im höchsten Grade beunruhigt, „was ist Ihnen? Er- schreckt Sie der Gedanke an DoloreS, oder sind Sie krank? Du lieber Himmel, weshalb heirathete der Herr Baron nur diese Fremde? Seit sie im Hause ist, grämen und härmen Sie sich ab, und werden täglich bleicher nnd abgezehrter,' schluchzte die Kamnierfrau. ! „O, mir ist nichts, nichts, meine gute Emmy/ beruhigte Nina die treue Alte. „Ich bm nicht stark und leider sehr nervös, deshalb regt
mich jede Kleinigkeit auf. Es wäre mir unangenehm, wenn Du Dir Dolores zur Feindin machtest, und der Gedanke an diese Möglichkeit war es, der mich so heftig erschütterte.' Emmy trocknete ihre Augen und kehrte mit er leichtertem Gemüth zu ihrer Arbeit zurück. „Ach nein, wir schieden in der besten Freundschaft, gnädiges Fräulein,' sagte sie, während ein grimmiges Lächeln ihre dünnen Lippen umspielte. Der Baron, Sabina, der Doctor und seine Frau hatten sich inzwischen in den kleineren Salon zurück gezogen
. „In des Himmels Namen, Doctor,' rief der Baron unter heftigem Zittern, „wie steht es mit meinem armen Kinde?' „Nina leidet an einer fixen Idee!' erklärte Dr. Wynton traurig, von des Barons kreidebleichem Gesicht in die strahlenden Augen Sabina's blickend. Baron von Harding war außer Stande, ein Wort zu sprechen, Sabina hatte keine Lust etwas zu sagen. „Aber,' fuhr der Arzt tröstend fort, „ich hoffe daS Beste für ihren Gemüthszustand von ihrem Auf enthalt iu der Fremde.' „Für ihren GemüthSzustaud
?' wiederholten der Baron nnd Sabina, welchen der Nachdruck nicht ent gangen war, mit dein Dr. Wyntou diese Worte betont hatte. ..Ich finde,' sagte der Arzt, „das; Nina an einem Herzleiden krankt, das. wenn es nicht bald wesentlich gemildert wird, ihr Leben vor Ablanf von wenigen Jahren enden muß. Doch nein. nein, ick will ehrlich sein, mein theuerer Freund,' rief er. sich zu dem Baron wendend, „noch ehe wenige Monate in's Land gegangen sind.' Seufzend hörte der Varon das Todesurtheil seiner Tochter
an. Sein Kinn sank auf die Brust, und schwere Thränentropfen rollten über seine Wangen, während Sabina leise hinter ihrem Taschentnche weinte und Fran Wynton laut schluchzte. „Verstehen Sie mich recht. Herr Baron.' begann der Doctor wieder. ..Noch ist nicht Alles verloren, noch kann sie gerettet werden. Ein rnhiger, heiterer, fried licher Aufenthalt bei Ihren Freunden, deu Allings, wird sie vielleicht körperlich nnd geistig wieder herstellen.' Die Baronin ließ ihr Taschentuch sinken und zeigte