hätte. Baron Giesl konnte die bei den beruhigen. Hartwig hatte nur seine eige nen Zigaretten geraucht und den ihm darge- bötenen Kaffee abgelehnt. Von diesem leidenschaftlichen Ausbruch der Volksstimmung abgesehen, die der plötzliche Tod Hartwigs auslöste, war es also die ganze Zeit über äußerlich in Belgrad ruhig geblie ben, bis dann die letzte Juliwoche anbrach. Am 21. Juli abends hatte der Legationsrat von S t o r ck dem Gesandten Baron Giesl die Note der österreichisch-ungarischen Regierung
sollte, war von vornherein festgelegt worden. Nur bezüglich des Zeitpunktes, zu welchem diese Frist beginnen, bzw. ablaufen würde, sind später die Weisungen an den Baron Gieslz von Wien aus noch korrigiert worden. Zuerst sollte die Note am 23. Juli um 5 Uhr nach mittags übergeben werden, aber dann kam der telegraphische Auftrag, bis 8 Uhr zu war ten. Um diese Zeit stach nämlich die franzö sische Flotte, die damals im Hafen von Kron stadt ankerte, in die See und es sollte verhin dert werden, daß zwischen Frankreich
war Nikola Pasitsch, der serbische Ministerprä sident und Außenminister, auf einer Wahl reise in irgend einem Provinznest und seine Abwesenheit von der Hauptstadt ist sicherlich eine wohlüberlegte Absicht gewesen. So gut hat der serbische Nachrichtendienst bestimmt funk tioniert, daß man in Belgrad von der bevor stehenden Note der Wiener Regierung wußte, aber Pasitsch spielte lieber den Ahnungslosen, der sich von den Ereignissen überraschen ließ. Am Vormittag hatte Baron Giesl im Bel grader Ministerium
des Aeußeren angefragt, wann er gegen Abend vorsprechen könnte. Um 6 Uhr übergab er dann das Ultimatum seiner Regierung dem Stellvertreter Pasitsch, dem Finanzminister P a c u. Der wollte zuerst die Verlesung und Uebersetzung des Schriftstückes gar nicht anhören, denn die Sache ginge ihn doch gar nichts an, meinte er, und Pasitsch sei augenblicklich unerreichbar. Aber Baron Giesl ging auf diesen Einwand nicht ein und seine Bemerkung, daß es im Zeitalter der Eisenbah nen, des Telegraphen und Telephons
bei der Größe des Königreichs unschwer möglich wäre, Pasitsch und den vollständigen Ministerrat sofort nach Belgrad zu berufen, erlaubte kei nen Widerspruch. Tatsächlich war ja dann Pa sitsch auch noch vor Mitternacht in Belgrad und von dem Augenblick an tagte der Mini sterrat in Permanenz. Man ist damals im Belgrader Außenministe rium nicht sehr diskret gewesen. Daß Baron Giesl für die Abendstunden seinen Besuch an gesagt hatte, wußte schon ein paar Minuten nach seinem Telephongespräch die ganze Stadt