, als sie sich angeredet sah. „Ah. meine Gnädigste, welch unverhofftes Glück!' Der Baron stand vor ihr. »Ich sehe. Me wollen allein heimkehren, da darf ich Ihnen wohl meine Begleitung und meinen ritterlichen Schutz angedeihen lassen.' Rita war peinlich berührt. „Herr Baron, ich fürchte, ich gehe Ihnen zu schnell, ich muh eilen.' „Es wird auf einige Minuten nicht an- kommen und ich bin schon wieder viel besser M Fuß, wie immer, wenn ich mich hier im Jungbrunnen befinde. Also seien Sie barm herzig
. Ich würde es als eine beabsichtigte Kränkung betrachten, wenn Sie mich einfach stehen ließen.' Sie konnte den Patienten ihres Mannes nicht direkt beleidigen und hatte ja auch keinen bestimmten Grund, denn daß der Baron ihr kleine huldigende Aufmerksam keiten erwies, wax ja an sich harmlos. Eine Weile schritten sie stumm nebeneinander her. Es fing an dunkel zu werden und die unter gehende Sonne kam nur noch mit ganz schrä- gen Strahlen durch das dichte Laubdach. Das Schweigen des Barons war ihr noch unan genehmer
und sie selbst suchte vergebens nach einem gleichgültigen Gesprächsthema, aber es war ihr, als sei ihr die Kehl« zugeschnürt. Da begann der Baron: „Ich bin ganz besonders erfreut, -daß ich Sie allein treffe, meine Derehrungswür- digste, denn ich bin beauftragt, Ihnen einen Gmß auszurichten.' »Mir einen Gruß?' Ein Alp legt« sich auf ihre Brust. „Ja, von jemanden, den Sie sehr lieb haben und von dem Sie lange Jahre nichts gehört haben.' Eine furchtbare Angst schnürte ihr die Kehle zusammen und mit Mühe preßte
sie die Worte heraus: „Ich verstehe Sie nicht, Herr Baron.' „Nun, dann muß ich deutlicher sein. Bon Ihrem Großvater, meine schönste Rita Ear- penal' Sie schrie auf. „Um Gottes Willen, Sie wissen?' „Nun weiß ich es ganz genau. Ich glaubte es schon im vorigen Jahre, denn ich habe Sie seiner Zeit, als Sie noch als Kind in Hamburg im Zirkus auftraten, während mehrerer Wochen fast täglich bewundert, aber ich war trotz der immensen Aehnlichkeit mei ner Sache nicht gewiß. Da hatte ich das Glück, in diesem Winter
, daß der Gruß Ihres Großvaters Ihnen eine Freude bereitet hat.' Rita war wie vom Donner gerührt. Es war ihr lieb, daß es dunkelte und der Baron sie nicht sehen konnte, wie sie abwechselnd rot nnd blaß wurde. Sie ließ ihn ruhig zu Ende sprechen, denn sie mußte Zeit gewinnen, sich zu sammeln. Nun war es geschehen, vor dem sie gezittert, nun war zum zweiten Male das llnglück da und -wieder stiegen die drohenden Schatten vor ihr auf. Sie dacht« jetzt nicht daran, daß es hier vielleicht garnicht so schlimm