auf, vor ihm stand der Ver walter der gräflichen Güter. «Es ist ein Brief für Sie abgegeben worden.' sagle der Verwalter, den forschenden Blick fest aus das Antlitz deS BaronS gerichtet, „ich suchte Sie'im Schlosse, das gnädige Fräulein sagte mir, ich werde Sie hier finden.' „Schon gut,' erwiderte der Baron lakonisch, wäh rend er einen Blick auf die Adresse warf, „wer brachte den Brief?' „Ein Knabe aus dem Dorfe.' „Ah — ein Bettelbrief, das Proletariat benutzt edeS Er eigniß in den Familien der höheren Stände
, um seine Bettelpfennige zu beanspruchen.' »Diesmal irren Sie, Herr Baron,' sagte der Ver walter in einem so ernsten, strengen Tone, daß der Baron sich nicht enthalten konnte. befremdet zu ihm auszublicken,- es ist kein Bettelbrief, ich hoffe wenig stens, daß er es nicht -st.' .Wissen Sie, wer ihn geschrieben hat?' spottete der Baron. „Ich weiß eS.' Der Edelmann erhob sich hastig, er steckte den Brief in die Brusttasche seines RockeS und nahm eine trotzige, herausfordernde Haltung an. „WaS kümmert es Sie, wer
an mich schreibt und welche Bitten an mich gerichtet werden?' sagte er trotzig. „Wartet der Bote auf Antwort?' .Nein.' „Es ist gut.' Ein befehlender Wink verabschiedete den Verwalter, der aber diesem Winke nicht Folge leistete, vielmehr dem Baron noch näher trat. „Fräulein Aurelie, die Tochter unseres Försters, hat Ihnen diesen Brief geschickt.' sagle er mit ge preßter Stimme, »ich muß Sie fragen, ob Aurelie ein Recht hat, Ihnen zu schreiben. Ich muß es, Herr Baron, meines Friedens, meines Glückes wegen
, ich fordere von dem Edelmaane eine offene und ehrliche Antwort.' Der Baron zuckte die Achseln, wie Jemand, der sich durch daS Gerede eines Anderen gelangweilt fühlt und ihm dennoch aus Höflichkeit nicht Schweigen ge bieten mag. .Ich denke. Jeder hat das Recht, an mich zu schreiben,' erwiederte er srostig. „Sie sehen, ich habe den Brief noch nicht gelesen, das mag Ih nen beweisen, welch' geringen Werth ich auf ihn lege.' — Jäh blitzte eS in den Augen de» Verwalter» auf, seine Lippen preßten sich krampfhaft
zusammen, aber er bezwäng sich. „Herr Baron, diese Antwort kann mir nicht genügen,' nahm er das Wort, und 5>as leise Zittern seiner Stimme verrieth, welch' gewaltiger Sturm seine Seele durchtobte. »Ich liebe Aurelie, ich habe um ihre Hand geworben, auf der Ehre mei ner künftigen Gemahlin darf kein Malet ruhen.' Wieder zuckte der Baron die Achseln. „Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen,' sagte er, „überdies kann ich mich nicht geneigt fühlen, in diesem Tone unsere Unterredung fortzusetzen