zu haben. Es war an einem Abend des Monat August, kurz nach den blutigen Kämpfen vor Metz. Auf dem Bahnhof des Städtchens war es trotz der vorgerückten Stunde noch lebendig. Ein Sanitätszug war annoncirt worden und die Mitglieder des Comite's zur Pflege der Verwundeten trafen ihre Vorkehrungen zum Empfang desselben. Der Arzt und mehrere Damen waren beschäftigt, das Verbandszeug zu ordnen, während andere Frauen die Nahrungsmittel bereiteten, welche den Kranken gereicht n.erden sollten. „Hundertundfünfzig Verwundete!' sagte
eine der Damen zu dem Arzt, »und gewiß viele, denen der weitere Transport schaden würde. Die unglücklichen Menschen!' Und doch können wir nicht viele mehr hier unter bringen.' „Nun, sie gehen nicht weiter, als b's F . tröstete der Arzt,, „und für einige der schwersten Kranken ist noch Raum hier. Sie Frau Doktorin, hatten sich ja auch wohl zur Aufnahme eines Verwundeten gemeldet?' „Gewiß, es steht Alles bei mir dazu bereit,' erwiederte die Dame. «Aber da ertönt das Signal — der Zug kommt.' Schweigend eilten
die Comite -Mitglieder auf den Perron, die Erwarteten zu empfangen. Zu der Dame, welche mit dem Arzt gesprochen, war ein »unges Mädchen getreten, daS sich jetzt, beim Anblick dieser elenden, großen theils, nur auf Stroh gebetteten Gestalten, dieser bleichen Gesichter,. welche mit todesmatten Augen zu ihnen aufschauten, ängstlich an die ältere Frau Preßte. ' ' ^ ' Sie schien die jüngste der Anwesenden zu sein, trotzdem aber und obgleich sie sich vor allen Anderen durch die Lieblichkeit ihrer Erscheinung
wurden von den Krankenwärtern in den Saal getragen, und bald waren der Arzt und mehrere der anderen Herren und Damen eifrig mit Verbiyden beschäftigt. „Die Kniewunde scheint nicht sehr bedeutend zu sein,' sagte die Doktorin, welche einen der Kranken besorgte, „aber der arme Mensch hat starkes Fieber. Mathilde, bring' mir doch ein Glas Limonade für ihn.' Das so angeredete junge Mädchen, welches bis jetzt geholfen hatte, die Suppe aufzutragen, eilte, das Geforderte zu holen. Aber bei dem Kranken
Blick zeigte, daß das Fieber ihm das Bewußtsein geraubt, und bald schloß er die Augen wieder. „Also den Offizier wollen Sie übernehmen, Frau Doktor Geller?' sagte der Arzt, von dem Wunsche der Dame in Kenntniß gesetzt. „Ganz wohl; er scheint neben seiner Verwundung bedeutend krank zu sein, Sie werden mit seiner Pflege genug zu schaffen bekommen. Na, morgen sehe ich nach ihm.' So wurde der Kranke in den bercitstehenden Wagen gebracht und die beiden Damen fuhren mit ihm fort. Es war ein ziemlich