bedauerte man sein Schicksal, denn er' war von jener Geradheit der Denkweise und Sinnesart, wie sw in der guten alten Zeit nun einmal besser gediehen als heute. Ich rveiß nicht, mit welchem Namen der Arzt das Leiden des alten Offiziers bezeichnete. Es war sehr wenig auffällig in seinen Erscheinungen und doch wurde von fachmännischer Seite nur geringe Aussicht auf Bes serung zugestanden. Vielleicht veranlagte den Arzt hiezu dir Entdeckung, daß erbliche Belastung immerhin vor handen war. Die Nüchternheit
verwechselte er mich wohl mit einein der übri gen Kameraden unseres ehemaligen Truppenkörpers, dann aber, als er meinen Namen gehört hatte, lachte er über sich selbst einer solchen Verwechslung wegen. Er ge brauchte das gewohnte „Du" und lud mich in warmen Worten ein, an seiner Seite Platz zu nehmen. Der Arzt stand etwas abseits und gab sich den Anschein, als küm mere er sich mn ganz andere Dinge. „Weißt du," erklärte Ebenthaler, „meine angegriffenen Nerven haben es nonvendig gemacht, das; ich da herein
Nkommen bin. Ich habe mich einfach überarbeitet. Diese Verantwortung auf allen Seiten! Wollte mich halbwegs so nützlich machen wie die Kanreraden an der Front. Kurz, ich habe mir zu viel zugetraut. Aber dann, wie das mrn einmal geschehen war, und die Folgen sich zeigten — Aas sollte ich als Witwer machen? Meine Söhne fielen, Die du weißt, an der Front. Sic waren beide ledig und so stehe ich allein in der Welt. Der Arzt akvr sagte, ich brauche Pflege. Und recht hat er gehabt, diese Anstalt Lnzuraten
. Kann wirklich hier nicht klagen. Es geht mir gut. Freilich, daß auch die Irrsinnigen mit den Nerven? leidenden zusammen in einem Haufe wohuen, ist eine böse Sache. Da sind ja Leute herinnen . .. ! Na, allzulang wird's ja nicht dauern, sagt der Arzt. Zum mindesten iw .Herbst werde ich hier herauskommen. Ich möchte am liebsten in ein Kurhaus vom rveißen Kreuz im Süden, rveißt du. Da höre ich dock) -nieder geirauere Nachrichten aus der politischen BÄt. Der Arzt," sagte er nun gap- leise, „erlaubt mir gar
wird meine Ueberraschung sein, wenn ich einmal von Angesicht lverde sehen können, wie es jetzt ist. Das muß ja alles einen Aufschwung nehmen!" Obwohl man mich mit ein paar Worten über die sow derbare Wahnvorstellung des Kranken vorbereitet hatte, lvar ich doch in Verlegenheit, was ich da antworten sollte. Der Arzt machte mir ein Zeichen, ja gewiß kein Wort zu sagen, das den Geistesgestörten aus der Welt seiner Glücks träume reißen könnte. Ich bestätigte also, daß ich mich über bie Wiedergeburt» unseres Vaterlandes