Worte kommt, um in der Adreßdebatte weiterzufahren. Und noch am Schlüsse der Sitzung bricht ein neuer Tumult los, als Plener aufs neue verlangt, daß Graf Taaffe seine Worte zurücknehme. Es war jedenfalls eine der stürmischesten Sitzungen im österreichischen Parlament. Wien, 20. Oktober. Der gestrige Zwifchenfall im Abgeordnetenhause spielt noch immer nach. „Merkwürdig!' Nach der Anschauung der Linken soll die Armee nicht beleidigt sein durch die Behauptung, daß der nationale Hader
bei ihr eingedrungen ist, aber sie selbst (die Linke) fühlt sich tief beleidigt durch die einfache Frage, ob es patriotisch sei, mit Gewalt nationalen Hader in die Armee zu tragen. Eine Rhinoceroshaut auf der einen, eine ungemein zarte Besaitung auf der andern Seite, — wahrlich Graf Taaffe hat Recht, wenn er sagt, es sei Ansichtssache, ob eine Beleidigung vorliegt oder nicht. Durch das Verhalten der Linken werden wir übrigens unwillkürlich an eine alte Geschichte aus dem tollen Jahre 1848 erinnert. Damals fragte
ganze Lexika zujammengeschimpft haben, reiben sich die Führer die Hände und stellen sich selbst das Zeugniß aus, daß sie einzig Takt, Höflichkeit und Patriotismus besitzen. Und so wollen sie auch einzig Freunde der Armee sein, ob wohl sie früher kaum das Nothwendigste darüber be willigten und obwohl sie vor Kurzem erst durch den Mund ihres giftgeschwollenen Philosophen Carneri ver kündet haben, daß sie eventuell ihre ganze Hoffnung auf einen unglücklichen Krieg setzen. Das geht
doch über Altweiberkomödianten hinaus! Inzwischen ist aus den Reihen der Armee selbst schon vor dem gestrigen Tage eine Antwort auf die Klage über nationale Reibungen in der Armee erfolgt. Man wolle nicht läugnen heißt eS da, daß manchmal bei Kirchweihen oder sonstigen Vergnügungen solenne Prügeleien, meist aus Eifersucht vorkommen, und daß dabei auch die Streitenden nach Abtheilungen und selbst nach Nationa litäten sich gmppiren, aber die Ursache ist meist Trunkenheit oder Eisersucht und die Nationalität spielt
nur eine zufällige Rolle. So ist es auch in andern Armeen und so ist es auch bei uns früher gewesen, ohne daß irgend wer von einem Eindringen des Nationalitätenhaders in die Armee gesprochen hatte. Selbst wenn unsere bäuerliche Jugend unter sich ist, bildet nicht selten die Rauferei und das Hinauswerfen der Schwächer» die letzte Nummer einer Kirchweih oder einer Tanzmusik. Selbst wenn einzelne Mitglieder der Armee über politische und nationale Fragen sich streiten, ist damit noch nicht der Natiönalitätenhader