Kurtatsch und sein Gebiet im Wandel der Zeit : ein Heimatbuch
Um 1744 ließ sich Herr Andreas Masoner aus Ulten in Graun nieder. Er war damals 58 Jahre alt und seit über 30 Jahren Priester der Diözese Chur. In Graun lebte er auf eigene Kosten und von dem, was ihm die Leute gaben. Mit dem Pfarrer, dem er allerhand Ar beit abnahm, stand er in gutem Einvernehmen. 5 Er scheint aber nicht lange geblieben zu sein. Denn unter Pfarrer Amorth (1747-1761) beklagte sich die Nachbarschaft von Graun mehrmals, daß der Kirch gang nach Kurtatsch beschwerlich sei
und im Berg dorf keine Schule bestehe. Dem könne nur mit einem eigenen Priester abgeholfen werden. Die geistliche und weltliche Obrigkeit sah das ein und forderte die Grauner auf, sich einen geeigneten Priester zu su chen. Daraufhin gewannen die Grauner ihren Lands mann Andreas Dibiasi, damals Kooperator in Kur tatsch, für ihren Plan. Dibiasi hielt ab Martini 1759 mit Zustimmung des Pfarrers in Graun regelmäßig Sonntagsmesse, Predigt, Kinderlehre und Rosen kranz. Am 2. Jänner 1760 brachte
. An diesen Tagen war der Grauner Priester beim Pfarrer zu Tisch geladen. Die Bemer kung, daß er zu Weihnachten in Graun eine Früh messe halten dürfe, ist so zu verstehen, daß an den übrigen aufgezählten Tagen in Graun keine Messe war. Die ursprünglich sieben „Pfarrtage“ wurden später auf vier herabgesetzt. Diese Vereinbarung ermöglichte eine eigene Seesor ge in Graun in Abhängigkeit von der Pfarrei, be deutete aber noch nicht die Errichtung einer ständi gen Seelsorgestelle, wie der Priester Andreas Dibia
si im Mai 1767 dem bischöflichen Visitator zugeben mußte. Die formale Errichtung erfolgte am 2. Jänner 1778. 6 Nichtsdestoweniger ist Andreas Dibiasi als Begrün der der Kuratie Graun zu betrachten. Er war ver mutlich beteiligt, als die Nachbarschaft bei der Ver steigerung den zukünftigen Widum und die Kirche aus dem Besitz des Friedrich Indermaur übernahm; er erstand 1761 zwei Grundstücke, die er 1768 zu sammen mit einer Behausung an die Nachbarschaft verkaufte; diese hatte schon 1765 von Josef Hueber