Wie ein Tiroler Büeblein deutschnational wurde : die Geschichte eines Kindes
24 Ein stilles «ind. DeZembereis. In wuchtigen Platten schwamm es dahin. Oft saß ein Rabe auf den Blöcken und ließ sich hinunter treiben, bis die Scholle sich an anderen zerstieß. Um Weihnachten rann er dünn und durchsichtig, man konnte die Steinchen ans dein Boden Zäh len und die Fische im Waffer schwimmen sehen. Ganz in anderer Weise erregte der vor dem Hause sich lagernde Markt meine Aufmerksamkeit. In langer Reihe standen die „Reutern' und Körbe der Ge müseweiber und Bäuerinnen, die Stände
der Wurstmetzger, der „Kästenbrater' und der welschen Obst-und Fischhändler. Wenn Wochenmarkt war, füllte sich der breite Platz mit Wagen und Gespannen; Ladungen von Krautköpfen und Rüben, Birnen und Äpfeln wurden aufgefahren, Heere von Säcken mit Mais körnern und „Fisolen' waren aufgestellt. Der wichtigste Markt war der Thomasmarkt im Dezember. Da wurde fast ausschließlich mit Schweinen gehandelt. Da ächzte und quietschte es auf dem ganzen Platze von jenem lieb lichen Stimmchen, mit dem die Mutter Natur
jenes reizende Geschöpf ausgestattet hat, das man gemeiniglich das „Spanfer kel' heißt. Aber auch ganze Trachten toter Schweine, vom feisten Ungarn bis zum fleischigen Landschweine, lagen Zum Ver kaufe da. Jede bessere Familie wartete darauf, auf den: Thomas markt ein halbes oder ganzes „Fakl' zu kaufen. In den Tagen vor dein Palmsonntag entwickelte sich unter unseren Fenstern ein anderer Markt, der mit den „Palmen'. Das waren lange, buntbemalte Stöcke, mit Moos an der oberen, schwanken Hälfte bewundeu