XII. Josefins begab sich zur bestimmten Stunde an das südliche Stadthor von Arras. Der Weg war nicht weit, allein die gewaltigen Schneemassen hinderten sie am schnellen Gehen und so fand sie Muße genug, ihren Geist zu sammeln und die Lage des Mädchens, mit dem sie nun zusammentreffen sollte, noch einmal zu überlegen. Sie konnte sich nicht verhehlen, daß ihre Neugierde ein wenig gereizt war, jenes Wesen zu sehen, das eine so feste Tugend an den Tag gelegt. Wir Mädchen sind doch recht arme
ihr, daß diese wohl die Abgesandte Henri's sein möchte. Sie ging auf Josefine zu und fragte mit schüchterner Stimme : „Suchen Sie vielleicht ein Mädchen auf, das vor einer Woche hier mit einem jungen Manne in einer höchst traurigen Lage Zusammentraf?' Josefine bejahte die an sie gestellte Frage, und nachdem sie sich überzeugt hatte, daß sie wirklich mit dem rechten Mädchen spreche, entledigte sie sich in zartester Weise der ihr gewordenen Aufträge. Sie überreichte zuerst das von Alfred unterzeichnete Blatt
Küssen. „Ich beschwöre Sie, bat diese, stehen Die auf, bedenken Sie, daß wir uns auf offener Straße befinden und daß Sie Ihren Dank an Jemand verschwenden, der leider nicht in der beglückten Lage war, Ihnen zu helfen. Kommen Sie, wir wollen ein wenig vor daS Thor treten und dort auf einem einsamen Wege mit einander plaudern.