Maria, Spiegel der Gerechtigkeit : Betrachtungen und Vorträge für den Monat Mai
von der Sonne der göttlichen Gerechtigkeit; darum erglänzte sie in einem schöneren Lichte, als der Mond, der ein zeitweiliges Licht ohne Wärme hat; denn Maria, die mit Gott, „der die Liebe selbst ist' (Joh. 4, 8), auf das Innigste vereinigt lebte, ward von dem Feuer des göttlichen Herzens so sehr entflammt, daß ihr Herz glühte, ja lichterloh aufbrannte von der Liebe zu Gott. Wir verstehen also, meine Andächtigen, warum die heiligen Väter (Johannes Da mas., Bernard) Maria die Erleuch tete heißen
Mariä, was diese Flamme unter drücken und abschwächen konnte; denn sie hatte sich losgelöst von der Weit und allen Dingen in ihr, keine Anhänglichkeit an eine Kreatur blieb darin zurück, keine unordentliche Neigung oder Liebe für Etwas, was nicht Gott war; somit war es so beschaffen, daß es von dem Feuer der göttlichen Liebe ganz ergriffen und in Brand gesetzt werden mußte. Dasselbe bestätigt der hl. Hie ronymus in den schönen Worten: „Die Liebe Gottes entzündet sie ganz und gar, so daß sie mchlS
vorfand, was die Reinheit ihrer Empfindungen verletzt hätte; in ihr fand sich fortwährender Erguß der Liebe. Daher war das Herz Mariä. wie es im Hohenliede heißt, ganz Feuer und Flamme. (8. 6.) „Ihr Licht (d. i. die Gluth ihrer Liebe), ist ein feuriges, glänzendes Licht. ' Hippokrates erzählt von einer Frau, die auf ihrer Rosen Hand natürliches Feuer getragen. Ich will euch mit dem heil. Anselm eine Frau zeigen, erhaben und groß, die in ihrem In- nern ein übernatürliches Feuer getragen, das da brannte