Walther von der Vogelweide ; Bd. 2
, Der da sprach in seinem hohen Muth, Daß der Papst nur wollt mit deutschem Gut Füllen seinen wälschen Schrein.' Durch solche Rede habe Walther, was er sonst Gutes gesungen, zu Schanden gemacht, „Denn er hat tausend Mann bethöret, Daß sie haben überhöret Gottes und des Papstes Gebot.' Kaiser Otto wußte sich die neu gewonnenen Freunde nicht zu erhalten; sein Ansehen war eben so schnell im Sinken begriffen, als König Friedrich's Stern rajch zu steigen begann. Denn einerseits erweckte er Zutrauen
, — man hatte ja wieder mit einem Staufer zu thun, und es nützte Otto wenig, ihn „Pfaffen kaiser' zu schelten; andererseits gab Friedrich mit vollen Händen und ließ z. B. die 20.000 Mark, die ihm König Philipp August von Frankreich zur Ver fügung stellte, sofort unter die Fürsten vertheilen. Auch Walther verließ endlich — wohl einer der Letzten — seinen bisherigen Herrn und wandte sich Friedrich zu, in der frohen Hoffnung, daß dieser, ein Sproß des sangesfreundlichen Staufengeschlechtes, sei» nen Dienst zu schätzen wissen
werde. Unser Sänger war nämlich um jene Zeit des lan gen Manderns müde geworden, er sehnte sich nach eigenem Haus und Herd. Er hatte daher schon an Kaiser Otto den Spruch gerichtet: „Seid mir gegrüßt, Herr Wirth', dem Gruße muß ich schweigen; „Seid mir gegrüßt, Herr Gast', da muß ich sprechen und mich neigen. „Heimat' und „Wirth', die Namen sind ohn' alle Schmach, „Herberge', „Gast', den Beiden tritt oft Schande nach. Gern erlebt ich's noch, daß mir auch Gäste kämen, Und müßten mir zu danken sich bequemen. „Seid
heute hier, seid morgen dort', welch' tolle Gaukelfahrt! „Ich bin daheim, ich will nun heim', ist bessrer Art. Gast, Schach, die werden selten gern gewahrt: Nun nehmet mir den Gast, so mag euch Gott das Schach benehmen.' (Das „Schach' bezieht sich auf den Gegenkönig Friedrich.) Doch Otto hatte ihn nicht erhört. Bald nach fei nem Uebertritte zu Friedrich wiederholte er daher diesem gegenüber dieselbe Bitte in folgenden rühren den Zeilen: „Schirmvogt von Rom, Apuliens König, habt Er barmen