Immerwährender katholischer Hauskalender : ein vollständiges Hausbuch für katholische Familien
Maria von Ihm ein Wunder. Wer muß nicht erstaunen über den Glauben Marias! Wie ist die Antwort Jesu zu verstehen? Jesus antwortet ihr! ^Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht ge kommen. ' Diese Worte spricht Jesus zu Maria als der Sohn Gottes. Maria hatte nämlich zu seiner göttlichen Wundermacht ihre Zuflucht genom men. Und so spricht Er nun als der Sohn Gottes zu ihr: «.Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?'' Maria hat bloß eine menschliscbe, Jesus
aber auch eine göttliche Natur, und Maria ist bloß Mutter seiner menschlichen, nicht aber seiner göttlichen Natur. Weil aber Jesus hier als Gottessohn und nicht als Menschensohn spricht, so kann er Maria nicht Mutter, sondern eben so gut Weib nennen, wie alle andern Weiber, aus der Welt, weil Maria nicht die Mutter seiner göttlichen Natur ist, nach welcher Er nur einen Vater, und zwar den himmlischen Vater hatte. Es ist also darin, daß Jesus seine Mutter Mithin „ Weib ' nennt, etwa gar keine Verachtung
gegen sie ausgesprochen, sondern man mnß nur bedenken, daß Jesus hier in der Eigen schaft als Sohn Gottes spricht. Eben aber, weil Er als Sohn Gottes spricht, hat Maria kein Recht Ihm zu befehlen, oder von Ihm zu fordern; sie ist Ihm ebenso gut unterworfen, als alle andern Menschen. Maria scheint nämlich ihre Worte mit einiger Zuverficht gesprochen zu haben, indem sie als seine Mutter glaubte, sie habe einiges Recht, von Ihm ein Wunder zu erwarten. Allein das hat kein Mensch vor Gott. Wenn Gott Wunder wirkt, so thut
nicht, um den Menschen aus der nächsten besten Verlegenheit zu helfen, sondern um sich als den Heiland und Erlöser von allen wahren Leiden zu zeigen. Es war also die rechte Stunde, d. i. die rechte Gelegen heit, das erste Wunder zu wirken und sich als den Messias zu zeigen noch nicht gekommen. Diese Worte Jesu sind demnach eine sanfte Er innerung an seine Mutter Maria, daß Er von nun an nur seinem himmlischen Vater nnterthan sein, und jenes Werk, das er Ihm aufgetragen, genau nach dessen Willen vollziehen
werde, ohne mensch liche Rücksichten. Warum hat Jesus dennoch das Wunder gewirkt? Bloß seiner lieben Mutter zu Lieb, und obschon Er ihr gesagt hat, daß sie über seiue Wunderkraft eigentlich nichts zu schaffen habe, so wirkt Er doch, aus Liebe zu ihr das erste Wunder. Wir können daraus sehen, wie mächtig die Fürbitte Marias ber ihrem Sohne ist. Maria hat sich da so mitleids voll bei ihrem Sohne verwendet für die Brautleute, die wohl in einer Verlegenheit, aber doch nicht gar so großer Noch steckten, und Jesus