Immerwährender katholischer Hauskalender : ein vollständiges Hausbuch für katholische Familien
Die sieben Wc Wohlthalen seiner Freunde. Jetzt aber wird Er scine Mutter verlassen. Daher wählt Er ihr aus seinen Jüngern einen aus, der von nun an Sohnespflicht an ihr erfüllen soll, und dieser Glückliche ist Johannes, dèr Lieblingsjünger Jesu. Ihm vertraut Jesus den kostbarsten Schatz auf Erden, das Theuerste was Er hat, seine liebe Mutter an. Daher möge nun Maria einigen Trost haben über den Verlust ihres eingebor- Nen-Sohnes, weil Er den liebsten seiner Jünger ihr als einen neuen Sohn
zuweiset, der von nun an mit aller Liebe für sie sorgen, und die Leiden ihr versüßen wird, welche sie nach dem Tode ihres eingebornen gött lichen Sohnes erdulden wird. Damals war Maria beiläufig neunundvierzig Jahre alt. ' , Das erste Beispiel, welches uns Jesus als Knabe gab, war die Liebe zu seinen Aeltern Und der Gehor sam, und das letzte ist gleichfalls die Liebe zu seiner Mutter. So wichtig ist das Gebot, daß Kinder ihre Aeltern ehren, und in ihren alten Tagen und Nöthen sie nicht verlassen. Jesus
konnte ja unsichtbar im Himmel für seine Mutter sorgen, Er bleibt in Ewig keit ihr Sohn: dennoch wollte Er einen sichtbaren Stellvertreter seiner Liebe und Vorsorge bestimmen. Während aber Jesus den Johannes zum Sohne Ma riens auserwählte, hat Er, nach der schönen Auslegung Vieler Kirchenväter, auch uns alle Maria vorgeführt als ihre Kinder. Jesus ist ja unser Bruder, und da her sind wir alle Marias Kinder. Der heilige Augu^ stin sagt: „Nicht bloß Christum, nicht bloß das Ober haupt der Kirche
hat Maria geboren, sondern geistiger Weise ist sie auch seinen Gliedern, den Gläubigen, eine Mutter geworden. Gedenke also, o Maria, daß du unsere Mutter bist, gedenke daß deine Kinder noch im Thale der Thränen seufzen, und mit weinenden Augen zu dir hinaufschauen in den Himmel. Siehst du' nicht, wie der Satan dir deine Kinder rauben will? Siehst du nicht, wie die Hölle um uns, her den Nachen auf sperrt, damit wir aus Kindern Marias Kinder des Teufels werden? Gedenke o Maria, daß du unsere Mutter
bist. Betrachten wir 2. die Liebe Marias zu ihrem Sohne. Da steht die Königin der Märtyrer am Sterbebette ihres Sohnes, und dieses Sterbebett ist ein Holzblock, in der schmählichen Form eines Kreuzes gezimmert. Was fühlt ein Mutterherz am Sterbebette ihres einzi gen Sohnes, der ihre letzte Freude und Hoffnung ist; und was wird Maria unter dem Kreuze empfunden haben, als sie da ihren innigstgeliebten, göttlichen Svhn schaute, in seinem Blute, in seinen Wunden, mit den Nägeln, mit den Dornen! Der Boden