Zur Geschichte der "Stoß ins Herz-Depesche" des Grafen Usedom (17. Juni 1866) : ein Beitrag zur Beleuchtung Bismarck'scher Politik auf Grund von Aufzeichnungen Usedoms
Europa vermutete, unterliegen, so würde er es noch bei Zeiten retten und dafür den Rhein erhalten und Schlesien an Österreich geben, wofür es Venetien an Italien zedieren müßte, was aber auch ohne Preu ßens Niederlage für ein Stück Geld im Frieden in Aussicht genommen war. Darum sagte La Marmora bei Beginn des Krieges: „er passiere den Mincio mit Venetien in der Tasche'. „Den Traktat vorn 8. April 1866 kannte und billigte der Kaiser, weil sonst Preußen vielleicht vom Kriege Abstand genommen
hätte und die erhofften Kompen sationen dann dem Kaiser entgangen wären. Über haupt fragte La Marmora über alle Dinge in Paris an und es war für Preußen schwer umgehen mit einem Alliierten wie Italien, der nicht frei war, sondern von einer dritten Macht dependierte. Aber man mußte wohl die Lage akzeptieren wie sie war, falls man überhaupt an der italienischen Kooperation profitie ren wollte/' „La Marmora nahm also vor dem Kriege seine Maßregeln. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, daß in Paris
ein Abkommen mit Österreich stipuliert wurde, worin letzteres versprach, wenn es in dem Quadrilatere siegreich sein sollte, alsdann dennoch die Lombardei und Mincio!inie zu respektieren. Was sich Österreich al s Q eg en kon z ess i on ausgebeten, steht nicht so fest. Aber was könnte es wohl anderes gewesen sein, als daß Frankreich versprach, Italien, wenn siegreich, seinerseits vor der Isonzolinie abzu halten, d. h. den Krieg zu lokalisieren ?' Usedom schwebt wohl die Vereinbarung zwischen Österreich
und Frankreich vor, deren Verhandlungen im April 1866 begonnen und am 12. Juni zum'Abschluß kamen. Ihr Hauptinhalt ist die Zession Venetiens in die Hand. Napoleons, während Italien das Land unmittelbar von Österreich erhalten wissen wollte. Denn nur so wäre einigermaßen der bekannte Leitsatz savoy- scher Politik: „L'Italia farà da sé', in die Tat umge-