Südtirol unter dem Faschismus.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 1)
3. Die Entfernung des Walther-von-der-Vogelweide-Denk mals vom Hauptplatz in Bozen Zu diesen Unterdrückungsmaßnahmen der faschistischen Machthaber trat im März des Jahres 1935 ein neuerlicher symbo lischer Gewaltakt, der die Südtiroler hart treffen mußte: die Entfernung des Denkmals Walthers von der Vogelweide vom Hauptplatz in Bozen, dem damaligen Viktor-Emanuel-III .-Platz und früheren Walther-von-der-Vogelweide-Platz. Das Denkmal Walthers von der Vogelweide war im Jahre 1889 von Heinrich
, das sich auf eine notorische Täuschung gründet, denn die Litera turkritik, auch die deutsche, hat nun festgestellt, daß der Dichter in den Donauländern und nicht in Südtirol geboren wurde. Mit Betrug und Gewalt wurde also dieses alldeutsche Symbol auf dem Bozner Hauptplatz errichtet.. 94 ). Der Plan, das Denkmal Walthers von der Vogelweide, das in den Jahren der faschistischen Unterdrückung in der Tat zum Symbol des Deutschtums in Südtirol geworden war, vom Haupt platz in Bozen zu entfernen und durch ein symbolhaftes
Stand bild des Drusus 8 ^), des römischen Eroberers von Rätien, zu ersetzen, war von Tolomei bereits seit der Machtergreifung des Faschismus leidenschaftlich verfochten worden. Schon im Jahre 1923 verlangte er in den von ihm im Bozner Stadttheater ver kündeten „Provvedimenti' die Entfernung Walthers 96 ). In den 198 folgenden Jahren wiederholte er diese Forderung fast ohne Unter brechung 97 ), bis schließlich der Präfekturkommissär von Bozen, Sergio Dompieri 08 ), am 9. März 1935 die Verfügung traf
, „daß die auf dem Waltherplatz, dem heutigen Viktor-Emanuel- Platz, stehende Statue des deutschen Minnesängers Walther von der Vogelweide entfernt und in den öffentlichen Garten an der Einmündung der Via Dante, Via Romana und Via Carducci übertragen werde' 99 ), Der Beschluß Dompieris wurde zwei Wo chen später durchgeführt: In der Nacht vom 23, auf den 24. März 1935 wurde das Denkmal Walthers von der Vogelweide von dem nach ihm benannten Platz in Bozen, wo es fast ein halbes Jahr hundert gestanden hatte, entfernt
und in einem einsamen und entlegenen Park der Stadt wieder aufgestellt 100 ). Wäre es aus schließlich nach den Intentionen der faschistischen Parteifunk tionäre der Provinz Bozen 101 ) und wohl auch Tolomeis gegangen, hätte das Waltherdenkmal das Los des Laurinbrunnens teilen müssen: es wäre ins Bozner Museum transportiert worden. Die „Provincia di Bolzano', das faschistische Parteiorgan der Pro vinz Bozen, stellte dazu fest: „Questo singolare trovatore — che in Alto Adige era semplicemente un intruso — ha avuto