Geleitsbrief zum Brixlegger Passionsspiel im Jahre 1883
ist ihrer schwierigen Rolle Rosalia Sommer egg er, Krämerstochter zu Brixlegg, gewachsen, welche die Mutter des Herrn darzustellen hat. „Das ist un sere liebe Frau", erklärte ein Bauersmann in meiner Nähe und er hat ein richtiges Wort gesprochen. Sie weiß eben, gleich fern von schüchterner Mädchenhaftigkeit und einem im Schmerz zerfließenden Klageweib, jene Hoheit der Madonna zu erreichen, welche Johannes in das inhaltvolle Wort: „Maria stand unter dem Kreuze" gefaßthat. In ihrem traditionellen Kostüm, blauen
Mantel, rothen Kleid und weißen Schleier, ist sie uns bei jedem Aust treten sympathisch und durch ihre Erschei nung, trotz der leisen Sprache, allen ver stündlich. Sie spielte schon im Jahre 1868 . An die Mutter des Herrn schließt sich sein Liebesjünger, Alois Schweiger, Müller gehilfe in Brixlegg, in seinem hellrothen Ge wände mit grünem Ueberwurf, ein ganzer Typus seiner Rolle. So haben wir uns Johannes sicher stets vorgestellt und erst die feine Art, wie er spricht und agirt, die Zierlichkeit
der Bewegungen bei den schwie rigsten Scenen, z. B. dem dreimaligen Ein- schlummern im Oelgarten, verdient öffentliche Anerkennung. Petrus, Peter W i n I l e r, Hüttenarbeiter, ist eine ruhige, würdevolle Gestalt, nicht der aufbrausende Apostel' von der Sendung des heil. Geistes, sondern der Felsenmann, der die Kirche gegründet hat; er hat gleich dem Johannes einen fulminanten Apostelkopf; ihm steht Jakobus, Egger Michael, Bauer, würdig zur Seite.- Doch beide sind wert übertroffen von dem größten