¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 18 - 21. 1902 - 1905
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Autore:
Verein für Kirchenkunst und Kunstgewerbe in Tirol und Vorarlberg
Luogo:
Innsbruck
Editore:
Verein für Kirchenkunst und Gewerbe in Tirol und Vorarlberg
Descrizione fisica:
Getr. Zählung
Lingua:
Deutsch
Commenti:
Abschlussaufnahme von: 1902,1-12 ; 1903,1-12 ; 1904,1-12 ; 1905,1-12
In Fraktur
Soggetto:
g.Tirol;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
g.Vorarlberg;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
Segnatura:
III Z 294/N.F.,18-21(1902-05)
ID interno:
483812
Mittelalterliche Heiligenbilder. lNiszelle vom 7 Vikar Or. Heinrich Samson, Darfeld. Grund tadelt man es an den Heiligenbildern des Mittelalters, daß die Heiligen oft Krone und Purpurmantel tragen, obwohl sie nicht fürstlichen Standes waren, oder daß die heiligen Märtyrer in der Waffenrüstung deutscher Ritter dargestellt sind. Die Darstellung ist sinnbildlich: Krone und Purpurmantel zeigen die von den Heiligen gewonnene Himmelsherrlichkeit an, die Waffenrüstung soll die heiligen Märtyrer
haben, daß durch Purpurmantel, Edelsteine, Krone u. f. w. diese geschichtlichen Personen in einer gewissen Unwahrheit dargestellt werden, und daß in dieser Darstellungsweise der Grund zu suchen sei, weshalb in späteren, weniger beglaubigten Legenden ihnen oft fälschlich ein vor nehmer Stand zugeschrieben werde. Es mag sein, daß man die reiche und prächtige Darstellung der Märtyrer, wie die Vorzeit sie liebte, in einer religiös weniger gebildeten späteren Zeit nicht mehr verstanden hat und nicht mehr richtig erklären konnte
. Es ist auch möglich, daß die pracht volle Ausstattung der Gewänder zuweilen im Volke zu dem Jrrtume von einer fürstlichen Ab stammung der dargestellten Heiligen verleitet hat, und manches Sagenhafte in den späteren Legenden, das die Bollandisten verworfen haben, kann in einer solchen nicht recht verstandenen Darstellungs weise seinen Grund haben. Es ist nämlich eine Darstellung dieser Art stets sinnbildlich zu deuten: Krone und Purpurmantel zeigen auf den alten Bildern nicht ein irdisches Fürstentum
an, sondern die von den Heiligen erlangte Herrlichkeit im Himmel; die Edelsteine aber sollten das kostbare, für Christus vergossene Blut der heiligen Märtyrer anzeigen. Die Vorzeit liebte diese sinnbildliche Darstellungsweise und war ihr sichtlich zugetan und befreundet. Deshalb deuten auch die Edel steine, die sich in Arm- und Schaftkreuzen befinden, auf die heiligen Wundmale des Heilandes hin, und nicht ohne symbolischen Grund haben die alten Goldschmiede so gern den Karfunkel an den drei Ecken der Kreuze angebracht.'