Jagd in Tirol : [zur Erinnerung an den 60jährigen Bestand des ältesten Jagdschutz-Vereins Österreichs]
i8o Seiten. Treffliche Abbildungen in diesem Buche und in seinem Gegenstücke, dem Fischereibuche des Kaisers Max, zeigen uns bis ins einzelne die Technik der Jagd und Fischerei, wie sie damals üblich waren. Infolge seiner genauen örtlichen Beschreibung der ein zelnen Reviere ist das Jagdbuch auch eine Hauptquelle für die Erforschung der Bergnamen Tirols. Ein anderes Werk, „Das geheimeGejaidbuch des Kaisers Max“, herausgegeben von Karajan 1881, bringt allgemeine Anweisungen für das Verhalten
auf der Jagd und die Beschaffenheit der Waffen und Ge räte für diese sowie Nachrichten über einzelne beson ders merkwürdige Vorfälle auf der Jagd. Hier er wähnt auch der Kaiser, daß er den höchsten Berg von Europa bestiegen habe, ohne ihn zu nennen. Auch die beiden allegorischen Epen „Theuer- d a n k“ und „W e i ß k u n i g“, die über das Leben des Kaisers Max nach seinen Angaben Melchior Pfin- zing und Max Treitz-Sauerwein gedichtet und bedeu tende Künstler der Zeit mit ihren Holzschnitten ver sehen
von 1558 und ein gleichzeitiges Bild von Scheel geben be reits an, daß sich in der Grotte in der Martinswand ein Kruzifix anläßlich der Errettung des Kaisers, der sich dort auf der Gemsenjagd verstiegen habe, be finde 2 ). Kaiser Max hat die Jagd leidenschaftlich, aber stets als ritterliche Übung zur Stählung von Körper und Geist betrieben. Unter diesem Gesichtspunkt würdigt etwa hundert Jahre später auch die Jagd der hervor ragende Arzt und Gesundheitslehrer H. Guarinoni aus Hall in Tirol
in seinem Werk „Greuel der Ver wüstung des menschlichen Geschlechtes“. Ein Gegen stück zur weidgerechten Art des Kaisers Max war es, wenn der Innsbrucker Hof in den Jahren 1570 bis 1630 anläßlich von besonderen Festen Schaujagden an der Martinswand veranstaltete, bei der mit einer klei nen Kanone vom Schlosse Martinsberg aus auf die Gemsen an der Wand geschossen worden ist. Die Leitung des landesfürstlichen Jagd- und Forst wesens in Tirol war schon seit Herzog Friedrich einem eigenen Beamten, dem obersten
Forstmeister, anvertraut, ihm unterstanden seit Kaiser Max ein eigener Gejaidschreiber zur Kanzleiführung, ein Pirg- Näheres darüber bei M. M a y r, „Die Sage vom Kaiser Max auf der Martins wand“ in den „Forschungen zur Geschichte Tirols“, Bd. 1, S. 66 , und Zin- gerle, ebenda, Bd. 2 , S. 165. meister zur Beaufsichtigung der Gems- und Steinwild reviere sowie etliche Uberreiter und Forstknechte — wir würden sagen Forstwarte und Aufsichtsjäger — in den einzelnen Forsten und Jagdrevieren