¬Die¬ christliche Kunst in Wort und Bild : oder ein practisches Handbuch zur Erforschung und Erhaltung der Kunstdenkmale mit mancherlei Fingerzeigen bei Restaurirungen oder neuen Werken
Jungfrau ist ernst, still und ruhig ohne den Ausdruck weichlicher, mütterlicher Liebe und Zärtlichkeit, darum fast wie als Trägerin des Heils der Welt, des Fürsten des Lebens, in rolhem, blauen oder goldenen Gewände, seit dem 15. Jahrh. auch mit dem königlichen Zepter, Fig. 19, 25, 49, 58, 155, 281.') Fig. 281. Andere Bilder Mariens sind: 1. nach Johannes geh. Offenbarung 12. Kap. oder Maria als unbefleckt Empfangene.'^) Seit dem 16. Jahrh. erscheint Maria allein mit über die Brust gekreuzten
oder zum Gebet gefalteten Händen, im blauen Mantel und weißen Gewände; ans der Erde mit dem Monde stehend zertritt der beschuhte rechte Fuß den Kopf der Schlange, den linken verhüllt das Kleid. — 2. Neben der Berkündigung, Fig. 23, 29, 197, Heimsuchung, Fig. 15, Geburt Christi und Anbetung der Könige, Fig. 198 ist wohl keine Darstellung häufiger als Maria unter dem Kreuze, oder mit Jesus im Schooße (Vesperbild. Pietà). Bei allen bessern Bildern ist aber das: stabat mater (die Mutter stand beim Tode
ihres Sohnes) berücksichtiget, so daß Maria weder eine übertriebene Trauer noch ein ohnmächtiges Hinsinken zeigt, Fig. 25, 31, 33. — 3. Auch die Scheidung oder der Tod Mariens und ihre Krönung, seltener die Himmelfahrt liebte die Kunst darzustellen. In violettem Kleide liegt die Jungfrau auf dem Sterbebette mit über die Brust gekreuzten Armen, oder in späterer Zeit mit der Sterbekerze; die Umgebung bilden die Apostel und Christus, der die Seele als schlankes gekleidetes Mägd lein in seinen Armen hält
(in Tirol zu Koltern, Tcrlan) öderes tragen sie Engel in den Himmel. ') ES ist so schön die Majestät der Gottheit in der Kindesgestalt wiedergegeben und zugleich die Unmündigkeit eines noch nicht znm vollen Bewußtsein gelangten Menschenwesens (z. B. Maria Schnee in Rom, im Farbendruck bei Herder in Freiburg sehr gelungen). Leider betonte die spätere Sunft den Un terschied von einem gewöhnlichen Menscheiikinde in Jesus zu wenig. Zudem stellte sie ihn ganz oder doch theilweise nackt dar und oft
in einer Stellung, welche mehr Ekel erregt als anzieht. Wie kann in diesem Falle Maria als die reinste Jungfrau auftreten? h Nach dieser Stelle, gab die ältere Kunst der hl. Jungfrau auch das Kind, um das Wort: „Weib" anszudrücken z. B. in Terlan (14. Jahrh.), den ganzen Mond unter die Füße und die Sonne erscheint als Hintergrund, ans dem Haupte nebst dein Sternenkranze auch eine Blntterkrone, weißen Mantel und schönes röthviolettes Kleid, ähnlich tote in Fig. 88.