Bozen-Gries und Umgebung.- (Städtebilder und Landschaften aus aller Welt ; 45.45a)
des Reiches so guten Klang wie jene der Patrizier von Augsburg oder Nürnberg. Infolge des immer mehr anwachsenden Reichthums entwickelte sich auch in bedeutender Weise Kunstsinn und Prachtliebe, wovon manch' herrliche Baudenkmäler heute noch erfreuliche Kunde geben, von denen später die Rede sein wird. Während nun Bozen zu einem Horte deutschen Bürgerthums, zur ersten Handelsstadt im südlichsten Deutschland heranwuchs, vermochte das nachbarliche Gries in seiner Entwicklung es nicht zu einem geschlossenen
Tag als Kloster fortbesteht. Böse Tage erlebten Bozen und Gries, sowie die ganze Gegend, gelegentlich der Franzosen-Kriege, zu welcher Zeit auch im Eisak- und Etschthal mehrmals blutige Kämpfe stattfanden, wie auch ein Grieser Gewerbsmann, der Badwirth Josef Eisenstecken, in allen drei Feldzügen, welche anno 1797, 1809 und 1813 Tirol in Mitleiden schaft zogen, als Vaterlandsvertheidiger eine hervorragende Rollespielte.
unschädlich gemacht wurde. Doch alles das konnte den Aufschwung der Stadt nicht hemmen, den dieselbe nach Einführuug regelmäs siger Märkte fort und fort gewann. • Welche Bedeutung Bozen schon im XIV. Jahrhundert inner halb des Landes hatte, beweist am besten die Thatsache, dass Margaretha Maultasch, die letzte Fürstin aus dem alten Tiroler Grafengeschlechte, im Jahre 1363 gerade hier den Vertrag mit Herzog Rudolf von Oesterreich abschloss, laut dessen der rothe Tiroler Adler mit dem Habsburger
Doppelaar sich verband zu ver eintem Fluge. Zur höchsten Bliithe wurde jedoch für Bozen als Handels stadt im XVU. Jahrhundert der Grund gelegt durch verschiedene landesfürstliche Privilegien, unter welchen die Einführung eines eigenen Handels-Magistrates unter Erzherzogin Klaudia von gröss- ter Bedeutung war. Durch die weitausgedehnten Handelsbezie hungen gewann die Stadtbevölkerung Reichthum und Ansehen und die Namen der Bozner Handelsherren hatten von den Ufern der Adria bis hinauf an den Nordstrand
Orte zu bringen, obgleich es immerhin eine Zeit gegeben hat, in wel cher, nämlich im XIII. Jahrhundert, der Stellvertreter des Landes fürsten in der Burg zu Gries residirte, wo vor seinem Richter stuhle Edelleute, Bürger und Bauern aus der ganzen Gegend an bestimmten Amtstagen bei Strafe zu erscheinen hatten. Dagegen bildete sich gerade auch in der Gegend von Gries nach und nach ein tüchtiger, erbgesessener Bauernstand, der so gut wie Adel und Bürgerthum in jahrhundertelanger Familienfolge