Forschungen und Beiträge zur Geschichte des Tiroler Aufstandes im Jahre 1809
IV. Die dritte Befreiung Tirols. 249 war- nicht im stände gewesen, seine Herrschaft den Tirolern an nehmlich zu machen und das Land zu beruhigen. Unsere Papiere zeigen, wie gut Napoleon über diese Dinge unterrichtet war. Das eine stand ihm fest, nie mehr wieder darf Tirol an Öster reich zurückfallen, Bayern hat seinen Unwillen erregt, Tirol soll also mit einem anderen Staate verbunden werden. Es ist die helvetische Republik, der das Land zugedacht wird. Als der Schultheis von Zurich, Hans
von Reinhard, als aufserordent- licher Gesandter der Republik zu Napoleon nach Regensburg kam, es war in den letzten Tagen des April 1809 ? da eröffnete ihm der Kaiser allerhand Aussichten, Pläne und Wünsche für die Neu einrichtung Europas und einen Gebietszuwachs der Helvetik. Das Gespräch kam auch auf Tirol. Napoleon erkundigte sich, an welchen Kanton Tirol grenze. Ein andermal brachte er die Unter redung auf die Neutralität der Schweiz: „Könnteich nicht', fügt er bei, „diese Neutralität starken
, wenn ich Tirol mit der Schweiz vereinigen würde? Ich müfste dieses Land eigentlich verbrennen; aber ich möchte es lieber gewinnen, ohne ihm wehe zu tun. Es hat Ähnlichkeit mit Euren Bitten, dieselbe physische Beschaffen heit. Es wurde Eure Stellung in aller Zukunft stärken. Es hat denselben Freiheitsdrang wie Ihr; es würde sich in Eure Ver fassung fügen. Man könnte daraus einen oder zwei Kantone machen. Ich würde mir nur eine Etappensfrafse von Italien nach Deutschland vorbehalten, Ihr würdet
eine Handelsstraße, ein Aus fallstor für Eure Fabrikate gewinnen War Napoleon ernst mit diesem Angebot? Ja und nein. Wenn die Schweizer an nahmen, hatte er nichts dagegen. In solchem Falle hoffte er wohl, dafs sich Tirol unterwerfen werde. Aber es stand nicht unwiderruflich fest bei ihm, dafs dies geschehen müsse. Er son dierte, aber er bef ahl nicht. Und Reinhard lehnte ab. Alles wsw dagegen sprach, führte er ins Feld, dafs Tirol fast so grofs sei wie die Schweiz, dafs die Vereinigung religiöse Schwierigkeiten