Forschungen und Beiträge zur Geschichte des Tiroler Aufstandes im Jahre 1809
302 Y. Das Ende, am liebsten fur sich nehmen. Sehr schwer nur würde Bayern mit Deutschtirol fertig werden. Wenn Bayern glaubt, dafs es Deutschtirol zu unterwerfen vermag, will Napoleon nichts dagegen haben. Auf alle Fälle verlangt er die Abtretung von Italienischtirol und der Verbindung von 'Viilach nach Brixen und Tri ent, das hiefs also auch die Abtretung des allergröfsten Teiles von Deutschsüdtirol 1 ). Doch Champagnv ist damit nicht einverstanden. Er findet, dafs Bayern dadurch allzu
sehr verkürzt werde. Bayern würde nur 20 897 Beelen gewinnen. Er macht den Vorschlag, dafs Napoleon auf den Vertrag von 1806 Februar 11 zurückgreifen und jene Orte sich abtreten lassen solle, die damals als neutrale Zone festgesetzt worden waren. Dabei könne er sich eine Etappenstrafse durch das Pustertal sichern 2 ). Er übersah nur völlig, dafs der im Vertrag von 1806 bestimmte Landstrich als Grenze unmöglich war. Auf diesen Vorschlag ging Napoleon nicht ein, er kam darauf zurück, dafs er Welsch tirol
brauche, das heifst, das ganze Land bis zur Wasserscheide, dafs Deutschtirol schlecht regiert, nie von Bayern unterworfen werden könne und daher stets eine Quelle der Beunruhigung sein werde. Man müsse für Tirol eine Verfassung nnd Verwaltung festsetzen und an Bayern die Frage stellen, wie es Tirol sich zu unterwerfen gedenke 3 ). Schon vorher hatte Champagny dem bayrischen Gesandten Getto Mitteilung von den Absichten Napoleons gemacht. Der König von Bayern war davon auf das Unangenehmste betroffen
. Durch Getto läfst er die dringendsten Vorstel lungen dagegen erheben, wie Bayern stark sein müsse als Vormauer gegen Österreich, wie schwer die Abtretung Südtirols., das allein produktiv und dem König treu geblieben sei, Bayern, treffe. Als Gegenschlag gegen die französischen Forderungen erhebt er Ansprüche auf den Villacher Kreis als Rechtsnachfolger 1) Corr. Kap. 20, 16085. In den AMen wird Welschtirol durchaus als le Tyrol itali en bezeichnet. Nie findet sich ein Ausdruck, der dem heutigen. Trentino